MUBI – Video-on-Demand für Filmliebhaber (und Studenten)

Deine Ferienpläne wurden gecanceled, Hausarbeitsabgabetermin nach hinten verschoben, du studierst MuK oder Kuwi oder hast aus anderen Gründen viel zu viel Zeit und nichts zu tun? Und dazu wirst du durch äußere Umstände nicht gerade dazu motiviert deine Wohnung zu verlassen? Perfekt! Jetzt kannst du ungestört den ganzen Tag Filme oder Serien schauen. Das wird für viele, die es auch sonst mit dem Social Distancing sehr ernst nehmen, nichts Neues sein. Der Unterschied ist, dass man jetzt kein schlechtes Gewissen dabei haben muss. Die meisten benutzen einen der beiden Streamingdienste Netflix oder Amazon Prime, um an ihre Lieblingsfilme oder die neuesten Serien zu kommen. Dazu gibt es aber noch einen dritten Video-on-Demand-Service, den ihr auf dem Schirm haben solltet: MUBI

Dieser Streamingdienst hebt sich in seiner Filmauswahl und der Art wie diese präsentiert wird von den bekannten Diensten deutlich ab und hat gegenüber Netflix und Co einen großen Vorteil: Er ist für Studenten mit einer gültigen Campusemail kostenlos nutzbar. Dazu meldet man sich unter dem Menüpunkt Filmschulen Programm mit seiner Universitätsemail an und gibt die voraussichtliche Studiendauer ein und schon kann man das Filmangebot nutzen – ohne einen Cent gezahlt zu haben.

Das Filmangebot besteht nicht aus einem großen Pool aus scheinbar zufällig ausgewählten Filmen und Serien, sondern immer aus genau 30 Filmtiteln. Jeden Tag um Mitternacht wird ein neuer Film hinzugefügten und der Film entfernt, der bis dahin am längsten im Sortiment zu sehen war. Jeder Film ist also für genau 30 Tage verfügbar. Das Angebot ändert sich dadurch sehr dynamisch und es kann vorkommen, dass man mal einen Film verpasst, den man eigentlich sehen wollte. Dafür weiß man aber immer genau, wie lange man noch Zeit hat, einen bestimmten Film anzusehen. 365 Filme im Jahr klingt fürs Erste nach nicht sehr vielen, allerdings sind diese quasi handverlesen und zu bestimmten Themenreihen ausgewählt. Dies können Filme eines bestimmten Regisseurs oder einer künstlerischen Strömung sein oder Filme die im Zuge eines bestimmten Festivals liefen. Mit der Zusammenstellung sorgsam ausgewählter Filme, die sich größtenteils abseits des Mainstreams bewegen, könnte man MUBI als eine Art virtuelles Arthouse bzw. Programmkino bezeichnen. Es eignet sich hervorragend dafür, interessante und meistens preisgekrönte Filme zu entdecken, von denen man noch nichts gehört hat. So zum Beispiel den brasilianische Film Bacurau, der 2019 in Cannes mit dem Jury-Preis eine der wichtigsten Auszeichnungen des Festivals, hinter der goldenen Palme für Parasite, bekam und noch bis Mitte April auf MUBI zu sehen sein wird.

Zu jedem Film gibt es eine kurze Inhaltszusammenfassung und einen Text, was den Film auszeichnet und weshalb er es „verdient“ hat, ins Filmsortiment aufgenommen zu werden. Dazu gibt es die Möglichkeit Filmlisten aufzustellen oder auch Listen anderer (bekannter) Personen zu sehen, wie zum Beispiel Quentin Tarantinos oder Edgar Wrights Lieblingsfilme. Außerdem kann man Filme bewerten oder die Bewertungen anderer Nutzer lesen. Das heißt es gibt einige Möglichkeiten, Informationen über oder die Einschätzung der MUBI-Community zu den gezeigten Filmen einzuholen. Dies ist auch gut so, da sich das Filmangebot größtenteils aus Klassikern, Dokumentationen, Independentfilmen und internationalen Produktionen zusammensetzt, die dem durchschnittlichem Nutzer eher unbekannt sein dürften. Momentan laufen Charlie Chaplins Der Große Diktator und die vor zwei Jahren sehr gefeierte Indieproduktion The Florida Project, die manchen ein Begriff sein könnten. Darüberhinaus gibt es momentan Filme der eher bekannteren Regisseure François Ozon, Jaques Tati, Lars von Trier und Christoph Schlingensief im Sortiment, allerdings laufen insgesamt Filme aus 17 verschiedenen Ländern, darunter Norwegen, Rumänien, Südafrika und Bhutan, von denen die meisten wahrscheinlich noch nie gehört haben. MUBI bietet eine wichtige Plattform für internationale und unbekanntere Filme, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Dabei wird nicht jeder Film im Sortiment für jeden geeignet sein, wie die Filme der dänischen Dogma 95 Bewegung, die komplett ohne künstlicher Beleuchtung, Filmmusik oder professionellen Filmequipement und nur mit Laienschauspieler gedreht wurden. Aber dank des diversen Angebots sollten eigentlich für jeden im Laufe des Monats ein paar interessante Filme dabei sein. Und falls man aus der eigenen Komfortzone heraustreten und seinen filmischen Horizont etwas erweitern möchte, gibt es auf MUBI die perfekte Möglichkeit dazu.

Alle Filme werden grundlegend in der Originalsprache mit optionalen Untertiteln angeboten, vereinzelt gibt es auch die Möglichkeit einer deutschen Synchronisation. Für die ganz großen Filmenthusiasten gibt es mit „Notebook“ im Angebot auch noch ein Magazin, in dem unter anderem Interviews mit Filmschaffenden, Rezensionen oder allgemeine Artikel, die zum Beispiel über neue Entwicklungen in der Filmbranche berichten, veröffentlicht werden. MUBI hat genau wie Netflix und Amazon auch eine App für iOS und Android herausgebracht, mit der man die Filme herunterladen und dann unterwegs anschauen kann.

Insgesamt ist MUBI was die Filmauswahl, aber auch die Präsentation und die Möglichkeiten, mit den Inhalten und anderen Usern zu interagieren, betrifft, klar auf Cineasten (oder diejenigen, die es gerne werden wollen) und nicht so sehr auf den gewöhnlichen Nutzer ausgelegt. Da das Angebot aber für Studenten kostenlos verfügbar ist, kann es sich für jeden lohnen, der grundlegend an Filmen interessiert ist. Ein paar mal im Monat laufen nämlich auch bekanntere Filme, die „man unbedingt mal gesehen haben muss“ und daneben kann man auch den ein oder anderen Geheimtipp finden.