2023 – Ein Jahresrückblick in Alben

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Leonie Gaugigl Social Media Managerin

Sehr geehrte Leser:innen, herzlich willkommen zum Album-Jahresrückblick 2023! Wir verleihen hiermit zehn Alben und EPs den Titel „Mein Lieblingsalbum des Jahres“ und laden Euch dazu ein, den persönlichen Favoriten unserer Redaktion eine Chance zu geben und euch von den Rezipienten dieses heißbegehrten Titels begeistern zu lassen!

Auch im nun schon bald vergangenen Jahr 2023 hat die Musikszene nicht geruht und Hörer:innen mit Musik aus allen Genres versorgt. Von Pop bis Rock über Indie und RnB bis zu Rap und allem, was dazwischen ist haben wir diejenigen Alben, die dieses Jahr einen besonderen Platz in unserer Musikmediathek bekommen haben, aufgelistet und in eine Playlist gepackt. Wir sind gespannt was 2024 musiktechnisch für uns bereit hält!

„Salt“ – Half Moon Run

Als ich diesen Herbst auf ein Konzert der kanadischen Folk-Pop-Band Half Moon Run mitgenommen wurde, war es nach den ersten Takten des Openers ‚You Can Let Go‘ um mich geschehen – und seitdem haben die Songs des neuen Albums ‚Salt‘ einen festen Platz in meiner Lieblingsplaylist gefunden.

Der Wechsel zu einer großen Plattenfirma birgt oft die Gefahr, den persönlichen Charme und Facettenreichtum zu verlieren, und der Weggang eines Bandmitglieds ist nicht selten das Ende einer Musikgruppe. Doch mit ‚Salt‘ haben Half Moon Run trotz dieser Umstände ein Album produziert, das ganz neue Seiten der drei Kanadier zeigt: Zur bekannten Folk-Pop-Verträumtheit gesellen sich hypnotische Beats, rhythmische Drums und soulige Einschläge.

‚Salt‘ ist ein absolutes Muss für alle, die sich an kalten Tagen mit Wohlfühl-Folkpop aufwärmen wollen und für die, die nach neuen Facetten innerhalb dieses Genres suchen. Von spielfreudigem Powerpop bis hin zu Balladen, die tagelang im Ohr bleiben, findet man bei Half Moon Run alles, was das musikalische Herz begehrt.

Rebecca Bieling

„Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ – AnnenMayKantereit

Auch die deutsche Indie-Band AnnenMayKantereit hat im März, das erste neue Album seit drei Jahren veröffentlicht. Neu ist nicht nur der Optimismus, der sich zwischen die Zeilen der sonst eher melancholischeren Band gemischt hat, sondern auch die Bassistin Sophie Chassée.

Doch wie der Titel des Albums „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ vermuten lasst, wurde der typische, nachdenkliche Stil nicht ganz verbannt. So findet sich in den 15 Songs ein Mix aus allen Höhen und Tiefen des Lebens selbst wieder, wie das eben bei einem Abend mit Freunden und guten Gesprächen so ist.

Geschickt verbindet die Band durch Lieder wie „Verliebt sein“ oder „Erdbeerkuchen“ eine junge Leichtigkeit mit tröstender Nostalgie, die man zum Beispiel in „Orangenlied“ oder „Als ich ein Kind war“ finden kann. Nostalgisch stimmt die Fans der jungen Band aus Köln auch die Neuaufnahme von bereits bekannten Songs der Band wie „Tommi“ oder „Ausgehen“.

Im Großen und Ganzen kann gesagt werden, dass AMK 2023 die alten Motive wie Heimatverbundenheit oder die Liebe selbst neu erfindet und aus anderen Perspektiven beleuchtet.

Laura Bitterer

“How To Let Go” – Sigrid

Die Schwedin Sigrid, Künstlerin dieses Albums, war dieses Jahr, ganz überraschend, unter meinen TOP-3 Interpreten des Spotify-Jahresrückblicks. Gleich hinter Taylor Swift.

Auch wenn sich diese zwei Künstlerinnen nicht vergleichen lassen, so hat mich das Album: „How To Let Go“ doch durch das Jahr 2023 begleitet. Denn es hilft genau das zu tun, was der Titel verspricht: Loszulassen. Egal ob es um Liebeskummer geht, den Stress der Klausurenphase oder Unsicherheiten in Alltagssituationen: Die Lieder helfen neue Kraft zu schöpfen, durchzuatmen und trösten einen auch durch ihre verständnisvollen, positiven Texte. In ihrem Lied: „Risk Of Getting Hurt“ singt Sigrid: „It‘s just not a thing worth doin’ if there’s no risk of getting hurt.” Für mich ist das eine tolle Message, denn ich finde sie gibt einem die Kraft Dinge zu tun, bei denen man sich überwinden muss, oder Gefahr läuft enttäuscht zu werden, denn das sind die wichtigen Dinge im Leben für die es sich lohnt ein Risiko einzugehen. Also ein sehr empfehlenswertes Album auch für alle die, die einfach Lust auf ein bisschen guten Pop haben 

Mathilde Eichelberg

Boy Alone (Deluxe)“ – Omah Lay

Mein diesjähriges Lieblingsalbum ist „Boy Alone (Deluxe)“ von dem Künstler Omah Lay. Er ist einer der erfolgreichsten Afrobeats-Artists aus Nigeria und verarbeitet in seiner Musik seine Gefühle und Gedanken.

Im Juli vergangenen Jahres veröffentlichte er sein Debütalbum, welches 2023 in Deluxe Version mit sechs weiteren Tracks erschienen ist. Zu denen zählt unter anderem das Lied „soso“, das neben dem Lied „understand“  und „safe haven“ zu meinen Favoriten des Albums gehört.

Ich habe das Album viel am Strand gehört, um zu entspannen und runterzukommen und verbinde daher schöne Sommererlebnisse mit den Liedern.

(Außerdem bin ich auch ein großer Fan von seinem zuletzt erschienenen Lied „Holy Ghost“, auch wenn es nicht zu dem Album gehört, lohnt es sich auf jeden Fall auch dieses anzuhören.)

Lynn Haas

“Migliore di me” – dile

Die ganze (Online-) Welt spricht über ihr Roman Empire: Die eine Sache, über die man nicht aufhören kann nachzudenken. Mein Roman Empire dieses Jahr war mein Auslandssemester in Italien letzten Winter– und das Album „migliore di me“ des italienischen Indie-Künstlers dile.

Um meine Italienischkünste zu verbessern, habe ich angefangen italienische Musik zu hören, doch „migliore di me“ ist von dem Moment an, als ich den ersten Titel „Sceneggiatura“ zum Ersten mal gehört habe zu so viel mehr als nur ein Mittel zum Sprachen lernen geworden. Das 12 Lieder lange Album schafft es mit nur ein paar Tönen mitten ins Herz zu treffen. Dile, abgeleitet von Francesco di Lello, singt vom Herzschmerz, vom Ende einer Beziehung. Eigentlich nichts was mit einem Auslandssemester zu tun hat. Doch seine Lieder transportieren Nostalgie, Melancholie, die Sehnsucht danach sich frei zu fühlen und den Wunsch, eine Vergangenheit wieder zur Gegenwart zu machen. Und wenn ich „Quando vedo te“ (zu deutsch: Wenn ich dich sehe) höre, kann ich fast schon wieder das Meer vor meinen Augen sehen.

Leonie Gaugigl

“It’s a firework” – Tiger Hu

Musik ist ein Ort, an dem ich zu mir selbst finde. Ich kann abschalten und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Wichtig sind mir vor allem die Gefühle, die Musik in mir auslöst und die Bilder, die sich mir vor meinem inneren Auge bilden. Das kann durch die Melodie geschehen, die Stimme der Sängerin oder des Sängers… Wenn mich Musik berührt, spielt es keine Rolle mehr, ob ich die Sprache verstehe oder das Musikgenre kenne.

„It’s a firework“ ist ein Album des chinesischen Sängers Tiger Hu, das am 18. August 2023 veröffentlicht wurde. Schon beim ersten Mal hören, eröffneten sich mir ganz konkrete Bilder: Sommerurlaub auf einer tropischen Insel, ein Roadtrip an den Klippen entlang, ein Abend am Strand mit Lagerfeuer, Musik, Tanz und Alkohol. Das Album hat 10 Lieder, die von Rock und Pop zu R&B und Rap reichen. Vor allem der achte Track, ein Feature mit dem chinesischen Rapper GAI, ist das lodernde Feuer! Der Song strahlt Stärke, Kraft und Entschlossenheit aus.

Maja Single

Rote Flaggen“ – Berq

Ein musikalisches Highlight meines Jahres war die EP „Rotte Flaggen“ von Berq. Das Werk enthält fünf von gerade einmal neun von ihm erschienenen Songs. Mit einem Sound der musikalisch in eine Schublade mit Künstlern wie JEREMIAS oder Ennio eingeordnet werden kann, holt Berq, bürgerlich Felix Dautzenberg, mit seinen Herzschmerz Songs wohl auch glücklich verliebte ab.

In seinen Liedern nimmt er auf eine Reise durch eine fehlgeschlagene Beziehung oder Situationship mit, Näheres erfährt der Hörer nicht. Berq schlüpft dabei nicht nur in die Rolle des Verletzten, sondern auch des Verletzenden. Insbesondere auf Tiktok erlebt der Newcomer derzeit einen regelrechten Boom. Der Künstler teilt dort regelmäßig kleine Ausschnitte neuer Projekte, welche seine Fans auf kommende Veröffentlichungen spekulieren lassen. Mein persönlicher Favorit auf der Ep ist „Echo“, dicht gefolgt von „Wenn du weinst“ welches im November gemeinsam mit „Einmal verliebt (outro)“ released wurde

Destiny Rudolf

“& the charm” – Avalon Emerson

Mein persönliches Lieblingsalbum von 2023 ist „& the charm“ von Avalon Emerson. Avalon Emerson, geboren in San Francisco, lebt seit 2014 in Berlin. Seit 2016 legt sie regelmäßig im Berghain, sowie auf vielen bekannten Festivals als DJ auf. Mit ihrem diesjährigen Release bewegt sie sich jedoch in eine neue Richtung.

Es handelt sich um ein faszinierendes elektronisches Synth-Pop-Album, das mit seiner Vielfalt und Innovation überzeugt. „& the charm“ ist facettenreich und entführt den Hörer in verschiedene elektronische Genres, von Techno bis zu experimentellen Klängen. Die träumerischen Melodien und dadurch erzeugte Stimmung des Albums wird perfekt untermalt von Emersons weicher, ebenfalls fast träumerischen Art, zu singen. So schafft es “& the charm” zwar, eingängig, aber nicht beliebig zu sein und Avalon Emerson gelingt nach ihrer Festigung als Techno-Größe auch ein eindrucksvolles Debüt in die Pop-Musik

Lionel Winter

“Ob ein Atze fliegen kann“ – Ritter Lean

Mein Lieblingsalbum 2023 ist die EP von Ritter Lean ,, Ob ein Atze fliegen kann“ (sowohl als auch sein Album ,,Auch ein Atze muss mal weinen.“)

Ritter Lean heißt eigentlich Adrian Julius Tillmann und ist ein junger Berliner Schauspieler und  Musiker. Wie viele Musiker hat er auf SoundCloud  gestartet und veröffentlichte seinen ersten Track ,,einsame Insel“ im Februar 2023. Seinen ersten Hit mit über 3 mio Streams hat er kurze Zeit später durch die Zusammenarbeit mit seinem besten Freund Ski Aggu beim Song ,,HUSO“ erreicht.

Die Songs darauf zu hören gibt mir immer gute Laune und gleichzeitig finde ich die Texte auch ehrlich, nachvollziehbar und wichtig.So spricht er sich in ,,Lachs“ z.B. in einigen Zeilen gegen die Belästigung von Frauen aus, in seiner Musik spielen aber auch Tiefgang und die Auseinandersetzung mit Traumata eine Rolle.

Meine Lieblingssongs auf dem Album sind ,,Schmutzfilm“ und ,,GmdH“ und ich erhoffe mir auch im Jahr 2024 noch viele weitere Tracks von diesem Newcomer.

Viviana Arghir

D-Day“ – Agust D

Im Zuge der „Musikalischen Weltreise“, die wir hier bei BLANK im letzten Semester veranstaltet haben, haben RnB und Hiphop aus Korea sich in meine Mediathek eingestreut und so bin ich auf D-Day von Agust D gestoßen. Dass es sich dabei schon um das dritte Solo-Projekt des BTS-Mitglieds Suga handelt, ist mir erst aufgefallen, nachdem das Album sich einen Platz in meinem Musik-Herzen freigeschaufelt hat.

Mit seiner versatilen Stimme führt uns Agust D mit 10 Tracks durch eine Bandbreite an musikalischen Einflüssen. Der Koreanische Rapper bedient sich dabei Bass-schwerer Beats wie z.B. in „D-Day“ und „Haegeum“ aber auch die entspannteren, fast schon lofi-ähnlichen Klänge, die mein Interesse am K-RnB geweckt haben, liefert Agust D mit Songs wie „SDL“ und „People Pt.2“. Um mich geschehen war es jedoch vollkommen nach dem letzten Drittel des Albums, bestehend aus den an Indie/Alternative-Musik erinnernden Liedern „Snooze“ und „Life Goes On“ sowie der instrumentalen, Gänsehaut-bereitenden „Interlude: Dawn“.

Das Album ist ein Cocktail aus Emotionen: hier werden Traumata verarbeitet, mit Kritikern und Gegenwind abgerechnet, Gesellschaftskritik subtil eingestreut und über das Leben sinniert aber vor allem spendet D-Day Trost. Vom ersten bis zum letzten Lied verspricht es, dass alles schon irgendwie gut wird.