v. links n. rechts: Thomas Fink, Stefan Schröder, Moderator Michael, Ramin Nikkho, Christoph Aschermann, Angelika Schmid

Science Slam – „Ein Lächeln ist positiv gekrümmt“

Beim Science Slam, organisiert von der gleichnamigen Hochschulgruppe, drehte sich am Mittwochabend im sehr gut gefüllten HS 9 im Audimax alles um Dozenten und ihre Forschungsprojekte. Mit von der Partie waren Thomas Fink von der Professur für Angewandte Mathematik, Christoph Aschermann für Alte Geschichte, Ramin Nikkho, der am Lehrstuhl für Öffentliches, Europa- und Informationstechnologierecht tätig ist, Stefan Schröder von FORWISS und Angelika Schmid vom Lehrstuhl für Statistik. Michael Oswald war ursprünglich auch als Teil der Veranstaltung eingeplant, konnte jedoch am Abend nicht teilnehmen. Sehr schade, da er doch ein sehr interessantes Forschungsthema hatte: „Die religiöse Rechte in den USA“.

Angelika Schmid begann die Slam-Runde mit ihrem Projekt „Spektrale Analyse von Programmierernetzwerken – es kommt auf die inneren Werte an!“ Hierbei ging es um das Kooperationsverhalten von Programmierern. Sie formulierte es recht schön mit „Wer mit wem?“. Worauf kommt es an, damit Programmierer miteinander arbeiten? Sie müssen zusammenpassen: Zum einen gibt es da das sofort Ersichtliche – Angelika Schmid ist Statistikerin – zum anderen sind da noch die „nicht beobachtbaren Charakteristika“ – sie bezeichnet sich ebenso als eine kleine Prinzessin. Sie schaffte es anhand dieser und anderer sehr sympathischen Illustrationen ihrer selbst und ihren Kollegen komplizierte Formeln einfach zu erklären und war sich dabei auch nie um einen Witz zu schade. Nicht umsonst landete Schmid auf dem zweiten Platz.

Christoph Aschermann beschäftigte sich in seiner Forschung mit dem Thema „Fragwürdige Ehrungen“ und konzentrierte sich hierbei auf die Frage, welche Position der Dichter Hans Watzlik seiner Zeit in der Gesellschaft einnahm. Zum einen wurde Watzlik als Vertreter für die Vertriebenen aus dem Sudetenland gesehen, zum anderen wurden aber auch einige antisemitische und völkische Züge in seinen Werken beobachtet. Zudem bekam er viele Preise über die Jahre hinweg, zum Beispiel die Goethe-Medaille oder den Eichendorff-Preis und erhielt dadurch Unmengen an Preisgeldern. Auch wurde Watzlik beispielsweise von Goebbels auf eine Dichterfahrt eingeladen bei der auch Kolbenheyer, ein starker Unterstützer des Nationalsozialismus, anwesend war.

Ramin Nikkho, extra aus Berlin angereist, stellte seine Arbeit zum „NPD-Verbotsverfahren“ vor. Bereits zu Beginn machte er seine Position zur NPD klar, indem er die Partei mit der Stairepartei Die Partei in einen Topf steckte. Er erklärte sehr verständlich, warum die NPD immer noch nicht verboten wurde. „Seid doch wenigstens ein bisschen gefährlich“ ist hier der ausschlaggebende Satz. Er verglich die NPD mit einer Biene. Alleine ist sie ungefährlich und fast schon niedlich, würde die NPD aber plötzlich zu einem Schwarm heranwachsen, wäre das Ganze dann doch etwas riskanter. Nikkho benutzte gezielt Bilder von Politikern um die Emotionen zu bestimmten Ansätzen deutlich zu machen. So erlaubte er sich, eine Collage mit einem lachenden Hitler als Reaktion auf Aussagen von NPD-Politikern zu verwenden.

Stefan Schröder von der Forschungseinrichtung FORWISS geht der ganz grundlegenden Frage „Kann man sich den idealen Chef klonen?“ nach. Mit „idealer Chef“ war hierbei der FORWISS-Forschungsleiter Erich Fuchs gemeint. Schröder erklärte sehr sachlich und doch irgendwie auf eine lustige Art und Weise den Vorgang des 3D-Drucks. Von der Grundidee über die Zusammenarbeit mit Voxeljet bis hin zum letztendlichen Druck des Kopfes von Fuchs. Die Antwort auf seine eingangs gestellte Frage war letztendlich „Ja, man kann sich den idealen Chef klonen, aber wir haben ihn ja schon und es gibt durchaus interessantere Forschungsfelder“, was dem doch etwas skurrilen Forschungsthema ein amüsantes Ende erteilte.

Als krönender Abschluss kam ein Mathematiker auf die Bühne. „Wie man Wellen beibringt, ein Lächeln zu erkennen“, so hieß das Forschungsthema von Thomas Fink. Fink erschien die ganze Zeit über mehr ein Geschichtenerzähler als ein Mathematiker zu sein. Bei ihm ging es um die Krümmungserkennung, die er anhand einer simplen Banane und sich als kleinen gelben Minion veranschaulichte. Er verband in seiner Forschung Soziales mit Mathematischem, wodurch die Frage „Warum findet man Menschen, die lächeln, sympathisch?“ zustande kam. Ganz einfach: im mathematischen Sinne ist ein Lächeln eine positive Krümmung. Grumpy Cat hingegen hat eine negative Krümmung, wirkt daher zwar lustig, aber nicht sonderlich sympathisch. Merke also: Lächeln = positiv gekrümmt, positiv gekrümmt = sympathisch. Auch personalisierte er mit „Willy die Welle“ die Mathematik soweit, dass selbst ich als absolute Null in Mathe mehr als gefesselt von dem Thema war. Er vereinfachte, ohne zu kindisch zu wirken, sein Thema so sehr, dass es Spaß machte zuzuhören.
Der Schlusssatz „Lasst euch ab und an von den Wundern der Mathematik verzaubern“ hätte mich normalerweise zum Augen verdrehen gebracht, in diesem Fall jedoch bekam auch ich ein positiv gekrümmtes Lächeln. Nach einer Runde „Applausometer“ gewann Thomas Fink dann auch durchaus verdient „Nettos besten Tropfen“, eine Sektflasche.

Zuletzt noch ein großes Lob an die zwei Moderatoren und gleichzeitig alleinigen Organisatoren des Abends, Michael Luppert und Matthias Röpke, die dem Publikum bereits zu Beginn der Veranstaltung gute Laune bereiteten und sich auch durch kleinere technische Schwierigkeiten nicht aus der Ruhe bringen ließen.

 

Titelbild: Nadine Leiker