INN RUN 2018: Kein Lauf wie jeder andere

Zum zweiten Mal fand am Samstag der INN RUN Passau statt. Den Teilnehmern standen diesmal drei verschiedene Distanzen mit bis zu 40 Hindernissen zur Auswahl, die man als Team oder Einzelkämpfer absolvieren konnte.  Die 6, 12 oder 18 Kilometer langen Strecken führten vom Messegelände in Kohlbruck durch den Neuburger Wald über den Inn nach Ingling und wieder zurück. Ein Nachbericht.

 

Als man mir vor ein paar Wochen anbot am Inn Run teilzunehmen, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Zwar bin ich in einer sportlichen Familie aufgewachsen und habe schon den ein oder anderen (Stadt-)Lauf hinter mir, doch das monotone Joggen war eigentlich nie mein Ding. So entschied ich mich, die Vorbereitung auf einen alkoholfreien Abend am Tag vor dem Lauf zu beschränken. Wohlwissend, dass 12 Kilometer kein Selbstläufer werden würden.

Am morgen noch eine dicke Portion Kohlenhydrate und auf zur X-Point-Halle. Die Anmeldung und Abgabe des Rucksacks gehen erstaunlich schnell. In kleinen Gruppen zwischen 20 und 50 Personen werden die Teilnehmer gestaffelt auf die Strecke geschickt, um große Wartezeiten an den Hindernissen zu vermeiden. Ein kurzes Aufwärmprogramm und auf geht’s. Als nicht unsportlicher Typ (der dies auch gerne betont) gilt es nun mir und der Welt zu beweisen, dass ich es auch ohne Training ohne Hilfe der Sanitäter ins Ziel schaffen würde.

Die Höhenmeter auf dem ersten Abschnitt ist man in Passau gewohnt, bringen einen jedoch trotzdem ganz schön ins keuchen. Das erste Hindernis: Absperrgitter. (Noch) kein Problem.
Bis zum ersten großen Hindernis und der Verpflegungstelle geht es nun durch den Wald, wortwörtlich über Stock und Stein. Die Schuhe bleiben nicht lange sauber, die Klamotten nicht lange trocken.

Die Hindernisse mindestens so fordernd wie die Distanz

An der „Big Wall“ angekommen heißt es nun erstmal etwas trinken und warten. Mit Hilfe von Tauen soll man eine circa vier Meter hohe Holzwand erklimmen, da jedoch immer nur zwei Leute gleichzeitig klettern können, gibt es kurzzeitig lange Wartezeiten. Nichts für die Art von Läufer, die alle fünf Sekunden auf ihre SmartWatch schauen und kontrollieren ob sie ihre Zeit pro Kilometer einhalten. Ein Glück, dass beim INN RUN so oder so keine individuellen Zeiten genommen werden: „Wir wollten verhindern, dass eine Art Ellbogen-Mentalität entsteht und jeder nur auf sich selbst schaut“, meinte Mit-Veranstalter Niko Schilling im Vorfeld. Diese Maßnahme ergibt durchaus Sinn, denn die Hilfe anderer schadet bei einigen Hindernissen nicht.

Nach erfolgreicher Bewältigung der großen Wand geht es nun über den Inn nach Ingling, wo wieder viel auf und ab in den Wäldern wartet. Die zahlreichen Netze, Reifen, oder Baumstämme, die es zu übewinden gilt, machen die Angelegenheit nicht einfacher, aber abwechslungsreich. Dadurch kommt einem die Strecke zu keinem Zeitpunkt langweilig oder monoton vor, gut für actionbegeisterte Möchtegern-Athleten wie mich.

Mittlerweile ist über die Hälfte geschafft, es geht zurück Richtung Inn. Am „2 RopeClimb“ wartet eines der anspruchsvollsten Hindernisse. Wie in jedem Schulsport-Albtraum muss jeder Teilnehmer nur an einem Seil hochklettern, bis man auf ein Holz-Plateau gelingt. Von da aus geht es schräg und rückwärts wieder runter. Der Matsch an den Händen hilft hier schon mal nicht.

Auf dem letzten Abschnitt vor dem Ziel wird den zunehmend schlauchenden Läufern Gnade erwiesen, bis auf ein weiteres Netz zwischen den Bäumen muss man nur noch mit sich selbst kämpfen. Auslegungssache, ob man die steilen Aufstiege durch den Wald als willkommene Zwangspause vom Joggen sieht, oder als Zeitfresser und zusätzliche Belastung.

Die letzte Hürde als großes Finale 

Kaum aus dem Wald heraus setze ich zum Schlussspurt an. Die Verlockung, gleich alles erfolgreich hinter sich gebracht zu haben, setzt ungeahnte Kräfte frei. Noch einmal um die Ecke, auf das Messegelände und dann… eine ungefähr fünf Meter hohe konkave Wand. Eine normale Ziellinie wäre auch zu einfach gewesen. Oben warten das Ziel und Bier-Gutscheine. Also ein letztes Mal Kräfte sammeln.

Dank den insgesamt über 100 Helfern bleibt jedoch keiner einsam am Boden. Verschwitzt und von Kopf bis Fuß voller Dreck bin ich endlich im Ziel. Aber es ist ein anderes Gefühl, als nach den von den Eltern aufgezwungenen Läufen durch die Straßen Hamburgs, da ist nicht nur die pure Erleichterung es endlich hinter sich gebracht zu haben, sondern tatsächlich ein Stück wahre Freude. Weil es mich physisch gefordert hat und nicht wie sonst nur psychisch ermüdet.

Mit der Stadt und über 40 Hauseigentümern musste gesprochen werden, um die Strecke abseits der öffentlichen Straßen verlaufen zu lassen. Aber gerade das Querfeldein macht den Inn Run so besonders und fordernd. Die Hindernisse sind clever ausgewählt und dienen keinesfalls als Alibi. Und selbst die Organisation wirkte sehr durchdacht – nicht selbstverständlich, wenn ein Event erst zum zweiten Mal stattfindet und die Teilnehmerzahl sich von knapp 600 auf über 1000 steigert.

Ausgelaugt, aber, wie ich zufrieden feststelle, nicht vollkommen kaputt trete ich den Heimweg an. Der INN RUN hat mich positiv überrascht und ich denke schon darüber nach, im nächsten Jahr die 18km-Strecke in Angriff zu nehmen…