Same procedure as every year

Wie jedes Jahr nahte auch 2016, Ende Dezember, dieses eine Fest: das Fest der Besinnlichkeit und Ruhe, der Liebe und Familie, des Nelken-, Zimt- und Vanilledufts. Das Fest des Friede-Freude-Glühweinkuchens. Nachdem die präweihnachtliche Phase hauptsächlich gekennzeichnet war durch mehrere „Was-verschenke-ich-bloß“-Burnouts sowie die Qualifikation im „Ellenbogen-raus-und-durch-den-Weihnachtsmarkt-Kämpfen“, um dann einen Glühwein zu ergattern, der mehr kostet als das Mensaessen inklusive des obligatorischen 1€ Filterkaffees (und hier ist das Keramikgefäß noch nicht mal inklusive!), folgte die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit daheim. Auch bekannt als: 3-tägiger von Tisch-zu-Tisch-Marathon, zwischendurch ein Päuschen in Schnappatmung auf dem Sofa und weiter geht‘s zur nächsten Knödel-mit-Rotkohl-Tante. „Ist ja alles nur temporär“, denke ich mir, steige dann sicherheitshalber doch lieber auf legeren Jogginghosen/Legginsstyle um. Je mehr stretch, desto besser. Kann ja auch ganz schick aussehen.

Bei angenehmen 12 Grad spazieren wir an Heilig Abend in die örtliche Kirche, die gefüllt ist von Senioren 70+, die mir nichts mehr sagen, ich ihnen aller Ansicht nach jedoch schon. Von allen Seiten werde ich gedrückt und geknutscht. „Ist das denn die Kleine?“ Ja, das bin ich (1,80m, flache Schuhe).

Die Kirchenglocken läuten – die Alarmglocken, die mir sagen: Schnell nach Hause, bevor weitere Kuschelattacken folgen. Daheim ist’s schön gemütlich und warm, der Weihnachtsbaum steht schief, sicherheitshalber mit einem Seil angebunden, das seinen Zweck des Ausbalancierens nicht ganz erfüllt. Leider ist das Bäumchen etwas zu groß geraten, für die Spitze ist leider kein Platz mehr. Was soll’s. Wichtig ist doch eh nur, was unterm Baum liegt, oder nicht? Nein tatsächlich nicht. Diese Ansicht ist irgendwie verjährt, das war vielleicht in den 90s cool. Trotz des Chaos und dem „Ich werde an Weihnachten immer soooo dick buhuuuu – ertränken wir die Tränen mit zwei Händen Plätzchen“ – Gemecker, ist es doch, vor allem für uns Studenten irgendwie die schönste Zeit im Jahr. Wann sonst haben wir noch die Gelegenheit, die ganze Familie auf einmal um sich zu haben, sich wie ein 15-jähriger Teenie bedienen zu lassen und ohne schlechtes Gewissen und Ausrede drei Tage lang auf dem Sofa zu hängen, anspruchs- und inhaltslose Weihnachtsfilme zu schauen, Brettspiele zu spielen, dabei ein Sportpensum von 200 Schritten/Tag zu haben und die ganzen #healthy #fitspo #trainhard Einträge auf Instagram gekonnt zu ignorieren, weil das Dorf-Wlan sowieso nicht ausreicht, um die Bilder zu laden.

Aber noch ist der Feierei kein Ende gesetzt: der Jahreswechsel steht auch noch an. Um dem Vorsatz „Nächstes Jahr trinke ich weniger Alkohol“ alle Ehre zu machen, darf am 31. gleich für das ganze nächste Jahr mitgetrunken werden. Daran, dass nach 0.00 Uhr noch das ein oder andere Schlückchen konsumiert wird, kann sich schließlich eh niemand mehr erinnern. Um das BIP nochmal in die Höhe zu treiben, verballern wir Deutschen auch noch 133 Millionen Euro in die Dunkle Nacht, ganz nach dem Motto: jeden Tag eine gute Tat. Wie jedes Jahr geht dann auch am 01. Januar 2017 die Sonne gleich nach dem Frühstück unter (der 21. Dezember kann unmöglich der kürzeste Tag des Jahres sein; es ist der 01. Januar. Kinder, glaubt mir, auch Wissenschaftler machen mal Fehler. Der kürzeste Tag im Jahr ist der ERSTE JANUAR!

Und dann ist plötzlich die komplette erste Januarwoche verstrichen, keiner wünscht mehr „Frohes Neues“, langsam erwacht man aus der Trance der letzten zwei Wochen, streicht sich die letzten Plätzchenkrümel aus dem Haar und fragt: „Womit habe ich mir eigentlich sonst so die Zeit vertrieben? Game of Thrones?  Narcos? Jaja, aber da war doch noch was..“ Ach ja die Uni! Das schmunzelnde Lächeln mit Gedanken an „damals“ wandelt sich schnell zum panischen Schwitzanfall, wenn der Blick in den Kalender verrät, dass die erste Prüfung bereits in 4 Wochen ansteht. Das Vorhaben,über die Weihnachatstage alles nachzuholen war eher semierfolgreich. Bis auf den motivierten Start auf der Zugfahrt gen Heimat blieben die Bücher eher geschlossen. Aber wahre Schätze bleiben sowieso am besten unberührt, so halten sie am längsten.

In diesem Sinne: Euch allen ein wunderbares neues Jahr 2017 und einen angenehmen Start in die Lernphase. #takeiteasy ist auch ein weit verbreiteter Vorsatz.