Türchen 2: Der ganz normale Weihnachtswahnsinn

Die Vorfreude auf eine besinnliche Weihnachtszeit wächst und wächst. Plätzchen werden gebacken, Glühwein getrunken und die Dauerbeschallung von ,,All I want for Christmas‘‘ führt zu einem Ohrwurm, der auch nach Weihnachten bleiben wird. Sogar die Hoffnung auf ein Weißes Weihnachten ist noch nicht ganz gestorben, obwohl sich niemand so recht erinnert, wann es das letzte Mal am 24. Dezember geschneit hat.

Doch spätestens, wenn das Thema Geschenke aufkommt, fängt der Stress an. Seine Liebsten zu beschenken ist an sich etwas Schönes, aber dieser Geschenkezwang führt leider oft zur völligen Kreativitätsblockade. Die logische Konsequenz daraus ist natürlich: Aufschieben bis zur letzten Sekunde. Kurz vor Weihnachten rennen dann viele schweißgebadet durch überfüllte Einkaufszentren in der Hoffnung irgendwo noch etwas annähernd Persönliches zu finden. Hoffentlich werden uns dieses Jahr dank Corona wenigstens die Menschenmassen erspart bleiben. Dieser übermäßige Konsum fängt aber schon viel früher an, da ab Mitte November alle Schaufenster voller kitschiger Dekoartikel und massenhaft produzierter Adventskalender sind. Jeden Tag gibt es ein neues Beautyprodukt oder einen Schokoriegel in Miniversion, was leider beides nutzlos in irgendwelchen Schubladen landet.

Nachdem alle 24 Türchen geöffnet sind, ist es dann endlich soweit: Die ganze Familie kommt zusammen, um gemeinsam ein harmonisches Weihnachtsfest zu feiern. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn durch die hohe Erwartungshaltung herrscht ideales Krisenklima. Zwischen Eltern, die in der Küche verzweifelt versuchen ein perfektes Abendessen zu zaubern und Verwandten, die anfangen unangenehme Fragen über Beziehungsstatus oder Zukunftspläne zu stellen, kann man schon mal die Nerven verlieren. Trotz der fehlenden Frömmigkeit während des restlichen Jahres, ist sowohl der Gang zur Kirche, als auch das halbherzig gemurmelte Gebet an Heiligabend unabdingbar. Vollgegessen und erschöpft endet der Abend dann vor dem Fernseher, wo nach langer Diskussion über die Filmwahl eine kitschige Weihnachtskomödie läuft.

Natürlich gibt es ganz verschiedene Arten das Weihnachtsfest zu feiern und dies ist nur eines von vielen Szenarien. Jede Familie hat ihre ganz eigenen Traditionen und Bräuche. Eine Gemeinsamkeit lässt sich jedoch feststellen: An Weihnachten läuft nicht immer alles wie geplant und das ist auch in Ordnung.

Anstatt in einen Konsumwahn zu verfallen und zwanghaft zu versuchen ein perfektes Weihnachtsfest zu gestalten, sollten wir versuchen mit einer etwas gelasseneren Haltung an die Weihnachtszeit heranzugehen. Im Endeffekt geht es einfach nur darum, seinen Mitmenschen eine Freude zu machen und sich Zeit füreinander zu nehmen, was gerade in Zeiten von Corona besonders wichtig ist.