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Gedanken zum Abschied | Blank Poesie

Es sind meine letzten Tage in Passau, bevor ich Passau verlassen werden. In den letzten Tagen versucht man sich zum einen von seinen geliebten Freunden, zum anderen von speziellen Orten zu verabschieden. Wie oft ist man schon die Innpromenade entlangspaziert, entweder allein oder mit seinen Freunden. Gewiss, die wohl größten Schmerzen und Herausforderungen verursachen jene Abschiede von geliebten Personen und die damit verbundenen Gefühle und Erinnerungen. Dabei stellte ich mir die Frage, wie man solche Abschiede begegnen kann.

Jeder Mensch wird unwiederbringlich Phasen des Abschiedes durchlaufen. Sei es der Abschied vom Elternhaus, der Abschied von der Schule, der Abschied von der Jugendliebe oder der Abschied von der Universität. Unsere ganze Existenz baut auf Abschieden auf und dabei begegnet jede:r unterschiedlichen Formen des Abschiedes. Das Abschiednehmen ist Teil unseres Lebens, man kann ihm nicht ausweichen. Erst nach dem Vollzug dieser Abschiede zeigt sich, was wir verloren haben. Ab diesem Zeitpunkt ist die Zukunft unbestimmt. Wir wissen nicht, wohin wir uns bewegen und was die Zeit mit sich bringt. Was ist aber, wenn sogar die glücklichsten Erinnerungen an solche Abschiede schmerzen? Ab wann kann ich Freude über solche Erinnerungen spüren?

Die Gemeinsamkeit von all diesen Formen ist, dass eine Resonanz entsteht. Von der Gesellschaft wird meist erwartet, dass wir taff, funktionstüchtig und professionell bleiben. Die größte Gefahr dabei besteht darin, dass wir unsere Gefühle zurückstellen. Michel de Montaigne würde an dieser Stelle einhacken und uns möglicherweise sagen, dass wir einen bewussten Umgang mit uns selbst und mit unseren Gefühlen pflegen und ihnen Raum und Ausdruck verleihen sollten. Möglicherweise ist unsere Sehnsucht danach, etwas zu fixieren, etwas festzuhalten zu stark. Wahrscheinlich fallen uns Abschiede schlicht so schwer, da wir in einer existentiellen Situation sind, in der alles vergänglich und in der alles sterblich ist. Vielleicht gehört das Leiden dazu und unsere Abschiede ziehen sich wie eine Leitmelodie durch unsere Existenz. Freilich entwickeln wir uns weiter und dabei kann man sagen, dass Abschiedserfahrungen wichtig sind. Diese zu akzeptieren, sich mit ihnen zu beschäftigen. Gleichzeitig schmerzen sie, das ist wahr. Barbara Bleisch, Moderatorin beim Schweizer Rundfunk SRF, leitet das Gespräch mit dem bekannten Schriftsteller Bernhard Schlink in einer der Sendungen „Sternstunde Philosophie“ mit den Worten ein: „Abschied ist ein bisschen wie sterben. Manchmal ist aber ein Abschied auch ein Aufbruch und nur weil wir das eine loslassen, können wir etwas anderes entschieden anpacken.“

Eine richtige Methode wird es nicht geben. Lediglich der Blick nach innen, die Selbstbeobachtung, kann uns helfen, mit solchen herausfordernden Phasen fertig zu werden. Mir jedenfalls hilft es, diese Gedanken aufzuschreiben und zu hoffen, dass man nicht nur dem Ort, sondern auch mit seinen geliebten Freunden in Verbindung bleibt. Der nächste Spaziergang an der Innpromade wird sicherlich ein anderer.