Dolce vita a Milano

Ein Wochenende in Mailand für unter 200€

Milano – die Stadt, in der man einen ganzen Nachmittag damit verbringen kann, gut-gekleideten Menschen dabei zuzusehen, wie sie ihrem Alltag nachgehen. Auf den ersten Blick wirkt Mailand womöglich wie die einschüchternde kleine Schwester von Rom. Als zweitgrößte Stadt Italiens ist die Metropole als Stadt der Mode bekannt. Sie gilt als hip, jung und modern und ist der stärkste Wirtschaftsstandort des Landes. Die Uhren laufen etwas schneller als im Rest des Bel Paese. Und doch ist Mailand im Herzen eines: ein Dorf. 

Zwar hat das Semester gerade erst begonnen und mit ihm auch noch die kalte Jahreszeit und der Kampf gegen die Heizkosten. Eigentlich also nicht gerade die Zeit, in der man Urlaub in Italien macht. Vielleicht aber träumt auch ihr euch schon gedanklich an einen wärmeren Ort und überlegt, wohin es gehen soll, wenn die Klausuren vorbei sind, die Sonne wieder scheint und vielleicht auch der Geldbeutel wieder mehr mitmacht. In diesem Fall haben wir euch einen Travelguide für Mailand zusammengestellt – drei Tage unter 200€. Dann könnt ihr die Zeit auf dem Sofa auch schon einmal für die Urlaubsplanung nutzen. Und träumen ist ja sowieso immer kostenlos. 


Beispiel-Reisezeit: Ein Wochenende im März 2023

  • Unterkunft:  ab ca. 30-45€ pro Nacht im Hostel
  • An- und Abreise: ab 50€ (hin und zurück) mit dem Flixbus
  • Unternehmungen: aufs Dach des Doms steigen (ab 15€), Castello Sforzesco (ab 3€), da Vincis „Das letzte Abendmahl“ (ab 2€), Stadtviertel Brera und Navigli erkunden (0€), die Mailänder Modeszene kennenlernen (theoretisch 0€), sich an der italienischen Küche erfreuen (unbezahlbar)
Anreise

Von München aus fliegt die Lufthansa über den Tag verteilt mehrere Male direkt die Mailänder Flughäfen Linate und Malpensa an. Angesichts des ökologischen Faktors und der stark gestiegenen Flugpreise empfiehlt sich als Alternative die Anreise per Flixbus. Hier ist jedoch zu beachten, dass es keine Direktverbindung von Passau aus gibt. An unserem Beispielwochenende im März fahren unter anderem Busse von München nach Mailand in 6:45 Stunden ab 24,99€. Die Zugverbindungen von Passau oder München aus nach Mailand sind dagegen eher nicht zu empfehlen. Mit mindestens zwei Umstiegen und einem Ticketpreis ab 95€ ist aktuell zu rechnen. 

Unterkunft

Preiswerte Unterkünfte gibt es vor allem auf booking.com oder Hostelworld zu finden. Für ein Zimmer in einem gemischten Schlafsaal in einem Hostel in guter Lage werden Anfang März zwischen 30-45€ fällig. Weiter außerhalb des Stadtzentrums finden sich noch einige günstigere Alternativen. Für ein Wochenende ist es allerdings zu empfehlen, im inneren Stadtring zu bleiben. Drei der Top-Gegenden zum Übernachten sind die Stadtviertel Navigli, Brera und der Bereich rund um Porta Garibaldi. Zwei Hotels haben wir euch hier und hier verlinkt. 

Sightseeing

Wer an Mailand denkt, hat wahrscheinlich als Erstes das Bild vom Mailänder Dom vor Augen. Die flächenmäßig drittgrößte Kirche der Welt ist das Markenzeichen der Stadt und zieht dementsprechend die Touristenmassen geradezu magisch an. Der Platz vor dem Duomo ist eine der Hauptschlagadern der Stadt und auf den ersten Blick vor allem eines: überfüllt. Wer ein gutes Foto ergattern will, kommt am besten direkt früh morgens. Um nicht von Tauben belagert zu werden, die zahlenmäßig den Menschen hier auf dem Platz vielleicht sogar noch überlegen sind, weicht man am besten den Vogelfutter-Verkäufern aus. Und ein Foto für 15€ sollte man sich auch nicht aufschwätzen lassen.

Findet man aber am Rande der Massen einen Platz für sich allein, hat selbst die Piazza del Duomo ihren Charme. Die Sonne im Gesicht kann man hier zu jeder Tageszeit Straßenmusiker:innen lauschen. Rings um den Platz gibt es bekannte Snack-Hotspots wie die Pizza-Kette Spontini oder die Panzerotti-Bäckerei Luini (Panzerotti sind gefüllte Teigtaschen mit süßer oder salziger Füllung – sehr zu empfehlen und noch nicht überteuert), die den perfekten Proviant für zwischendurch zum eine Runde People-Watchen stellen. Für Letzteres ist der Platz absolut optimal, läuft hier doch angesichts der umliegenden Stammsitze diverser Modelabels die versammelte italienische Modevielfalt an einem vorbei. Das gilt übrigens allgemein für alle großen Plätze in der Stadt. Über Mailand verteilt finden sich bspw. immer wieder große Torbögen, die Teil der alten Stadtmauern waren. Im Schatten der Porta Garibaldi oder der Porta Ticinese lässt es sich gut für eine Pause aushalten.

Nun stehen Kirchen nicht für jeden Reisenden immer auf Platz 1 der Top-Sehenswürdigkeiten, aber selbst wenn einen das Innenleben des Duomos nicht interessiert, gibt es eines, was den Weg zum Dom immer lohnt: sein Dach. Ein Kombiticket für den Innenraum des Doms und für die Dachterrasse gibt es ab 15€. Nach oben gelangt man am besten (weil günstiger) zu Fuß. Am Ende der Sporteinheit erwartet einen dafür ein Ausblick über die ganze Stadt, den man nie wieder vergisst. Die Kombination aus den gotischen Türmen der Kirche, die beinahe surreal aus jeder Ecke aufragen, und den Wolkenkratzern im Hintergrund, stellt symbolisch genau das dar, was Mailand ist: eine Symbiose aus historisch und modern. Ein gutes Foto für die Instagram-Story oder fürs Fotoalbum ist hier natürlich auch drin. Nach der Tour durch den Dom liegt ein Besuch der angrenzenden Luxus-Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II nahe. Durchquert man sie einmal (und boxt sich dabei durch die Menschenmassen) landet man direkt vor der Scala, dem Opernhaus der Stadt.

Ebenfalls sehenswert und unweit des direkten Stadtzentrums ist das Castello Sforzesco mit seinem angrenzenden Parco Sempione. Die Festung beherbergte lange Zeit die Mailänder Herzöge, heute wiederum finden sich darin vor allem verschiedene Museen u.a. mit Werken von Michelangelo und Leonardo da Vinci. Der Eintritt ist für unter 25-Jährige reduziert. Tickets gibt es schon ab 3€. Kunstliebhaber:innen sollten sich außerdem die Kirche Santa Maria delle Grazie auf ihre Liste schreiben, wo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ bestaunt werden kann. Auch hier kostet der Eintritt für unter 25-Jährige lediglich 2€. 

Einfach mal losgehen

Neben den typischen Sehenswürdigkeiten ist Mailand eine der Städte, die man am besten dadurch kennenlernt, indem man einfach mal drauflosgeht. Mailand setzt sich aus den verschiedensten Vierteln zusammen, die zum Teil in sich vollkommen unterschiedliche Charaktere haben. Diese zu entdecken und für sich selbst sein Lieblingsfleckchen zu finden, das ist das Schöne an der Stadt. Zwar kann man dort, gerade was Essen und Trinken oder auch (Vintage-)Shopping angeht, mitunter auch viel Geld ausgeben, das Studierenden-Budget lässt sich aber ohne Probleme schonen, weil es allein schon reicht, die Architektur und das Flair der Viertel aufzusaugen. Wer sich etwa in Brera treiben lässt, hat das Gefühl plötzlich in einer italienischen Kleinstadt am Gardasee gelandet zu sein. Kopfsteinpflaster, alte Palazzi, Menschen in Straßencafes und Fußgängerzonen – hier die Pinacoteca di Brera, dort eine Galerie im Hinterhof eines unscheinbaren Hauses. Rund um die Metro-Haltestelle Moscova, den Corso Garibaldi und den Corso Como pulsiert das Leben zwischen Restaurants und Geschäften, perfekt für einen Nachmittag voller schlendern und shoppen und für einen aperitivo im Anschluss.

Das gastronomische Zentrum der Stadt wiederum befindet sich im Viertel Navigli. Entlang der Kanäle reiht sich ein Restaurant an das nächste, nur unterbrochen durch Eisdielen und Bars. Hier wird jeder fündig, egal ob auf der Suche nach einer klassischen Osteria, moderner italienischer Fusionküche oder einem Burger, für den unwahrscheinlichen Fall, dass man dann doch irgendwann keine Pasta mehr sehen kann. Für den Drink im Anschluss (oder auch schon für den Aperol davor) empfehlen sich die Bars rundherum. Hier spielt es auch keine Rolle zu welcher Jahreszeit man dort ist, denn auch bei kuscheligen fünf Grad Außentemperatur spielt sich das Nachtleben fast ausschließlich draußen ab. Also: warme Jacke und Schal nicht vergessen. Ein kleiner Trost: Es gibt immerhin Heizstrahler. 

Insgesamt zählt Mailand eher zu den teureren Städten Italiens. Wie viel Geld letztendlich für Essen und Getränke ausgegeben wird, ist jedoch sehr individuell. Besonders was das Viertel Navigli betrifft, sei aber gesagt, dass es nicht immer die fancy Cocktailbar sein muss. Gerade hier finden sich viele Bars mit Getränken zu vergleichsweise zivilen Preisen, die zusätzlich dazu zum aperitivo auch noch ein großes Buffet anbieten. Hier kann man also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, bleibt gut im Preisrahmen und erlebt aber trotzdem mit Sicherheit einen schönen Abend. 

Spezialtipps

Ein Regentag in Mailand lässt sich am besten in einem der vielen Museen verbringen. Für Mode-Enthusiast:innen gibt es hier ein ganz besonderes Highlight: Armani/Silos. In diesen Ausstellungsräumen erstrecken sich über vier Stockwerke ausgewählte Stücke aus vergangenen Kollektionen, originale Red-Carpet-Looks von Prominenten und wechselnde Sonderausstellungen. Die Architektur des Gebäudes macht das Museum sogar für diejenigen sehenswert, die mit Mode erstmal nichts am Hut haben.

An sonnigen Tagen wiederum ist der Lago di Como nur eine Stunde Zugfahrt von Mailand entfernt. Das Schöne: Eine Fahrt von Milano Centrale nach Varenna-Esino kostet lediglich 7,10€. Der perfekte Tagesausflug also. 

Fazit

Milano ist ein Dorf im Großstadt-Kostüm. Das mag zwar ein geläufiges Urteil über europäische Metropolen sein, aber hier hat man tatsächlich schon nach zwei Tagen Urlaub die Chance, sich zu Hause zu fühlen. Wenn früh morgens die Sonne in die Gassen scheint. Wenn es überall nach frisch gebackenen Cornetti riecht. Wenn Menschen auf dem Weg zur Arbeit noch kurz beim Cafe ihres Vertrauens anhalten und jeden, der dort an der Theke steht, begrüßen. Immer dann verliert man kurz aus den Augen, dass man sich in einer Millionenstadt befindet. Gleichzeitig wiederum sprüht die Stadt vor Leben. Durch die vielen Bildungsangebote und die Stellung als Wirtschaftsstandort, zieht Mailand besonders viele junge Leute an und das spiegelt sich nicht nur im Nachtleben wider.

An jeder Ecke ist der Stellenwert, den Schönheit in der Stadt spielt, spürbar, sei es in Bezug auf Mode, auf Architektur oder auch auf Gastronomie. Die kleinen Dinge, die den Alltag verschönern, sind es, die hier immer wieder hervor scheinen. Natürlich ist Mailand laut, der Verkehr chaotisch wie in praktisch jeder italienischen Stadt und besonders um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten herum werden die Menschenmengen schnell zur Reizüberflutung. Doch trotzdem schafft es Mailand, im Herzen langsam zu bleiben. So langsam, dass ein Städtetrip auch Erholungsurlaub sein kann. Mailand mag erstmal nicht das verschlafene italienische Bilderbuch-Örtchen sein, doch die Stadt vereint Modernität mit dem von so vielen Urlauber:innen so geschätzten dolce far niente – wenn man sich einfach ein wenig treiben lässt.