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Immer mehr Kinder und Jugendliche von Depressionen betroffen

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Fast jede:r fünfte Deutsche erkrankt nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in seinem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung. Besonders besorgniserregend ist dabei der Trend, dass sich unter den Betroffenen zunehmend mehr Kinder und Jugendliche finden.

Laut einer Hochrechnung der Barmer-Krankenkasse hat sich die Zahl der jungen Patient:innen zwischen 2005 und 2017 mehr als verdoppelt. Wurde am Anfang der Jahrtausendwende noch bei 1,14 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine Depressionsdiagnose gestellt, waren es im Jahr 2017 bereits 2,79 Prozent. Insgesamt bekamen im Jahr 2017 somit mehr als 193.000 der 10- bis 18-Jährigen eine Depression diagnostiziert, dabei litten fast doppelt so viel Mädchen wie Jungen unter der psychischen Erkrankung.

Schaut man sich die Zahlen der Krankenkasse genauer an, erkennt man, dass das Problem mit steigendem Alter anwächst: Unter den 15 bis 18 Jahre alten Teenager:innen sind 4,56 Prozent von der Diagnose betroffen, also 148.000 Jugendliche. Die Rate der Betroffenen stieg im angegebenen Zeitraum in dieser Altersgruppe daher sogar um 161 Prozent.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. „Es gibt sehr viele Kinder, die leiden und erst spät zu uns in die Praxen kommen. Erst wenn sie eine entsprechende Diagnose haben, tauchen sie in der Statistik auf“, so Verbandspräsident Dr. Thomas Fischbach.

Auch die Summe der Krankenhausaufenthalte nimmt zu

Mit wachsenden Fallzahlen steigt zudem die Anzahl der jungen Patient:innen, die mit einer Depression ins Krankenhaus eingewiesen werden. Während laut Statistischem Bundesamt 2015 noch 14.500 depressive Kinder und Jugendliche stationär behandelt wurden, hat sich dieser Wert innerhalb von vier Jahren auf 18.000 erhöht. Dies ergibt eine Zunahme von 24 Prozent.

Nach der Entlassung fehlt dann meist eine passende ambulante Nachsorge. Ein Report der DAK-Gesundheit zeigt, dass in der Folge fast jedes vierte Kind innerhalb von zwei Jahren erneut klinisch behandelt werden muss. Durch die stationäre Behandlung verlassen die Betroffenen für durchschnittlich 39 Tage ihren Schul- und Familienalltag, wodurch sich eine Rückkehr ins gewohnte Umfeld zunehmend schwieriger gestaltet.

Corona-Pandemie als Beschleuniger der steigenden Entwicklungstendenz

Distanzunterricht, geschlossene Freizeiteinrichtungen und Perspektivlosigkeit: Die Corona-Krise hat den Trend der steigenden Zahlen von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen noch einmal deutlich verschärft. Berechnungen der Krankenversicherung KKH zeigen, dass Depressionen im Jahr 2020 bei Kindern und Jugendlichen um rund 30 Prozent zugenommen haben. Die Datenauswertung deutet darauf hin, dass die Zahlen auch künftig weiter steigen werden – denn auch nach der Pandemie müssen vor allem die Jüngeren die Krise und ihre Folgen erst einmal verarbeiten.