Überkonsum ist allgegenwärtig und zeigt sich in der Vorweihnachtszeit besonders stark. Das ist zwar gut für den Einzelhandel, dafür leidet die Umwelt umso mehr und wir gleich mit.
Gerade war der Sommer vorbei, da winkten im September schon die ersten Schokoweihnachtsmänner aus dem Supermarktregal zu, in die Schaufenster der Krimskramsläden schlichen sich nach und nach Christbraumkugeln in jeder erdenklichen Form und Farbe und im November hatten sich alle möglichen Dekoartikel für die Weihnachtszeit zusammengefunden. Von knallpinken Plastikbäumen und elektrisch wackelnden Wichteln über Weihnachtsmänner, die an der Hausfassade hochklettern ist alles dabei, was man sich nur vorstellen kann.


Und es kommt gut an. Der Einzelhandel macht in der Vorweihnachtszeit schätzungsweise 20 bis teilweise 30 Prozent des Jahresumsatzes. Der Handel provoziert diesen krassen Anstieg auch. Black-Friday-Deals erhöhen den Druck, JETZT etwas zu kaufen – diesen Pullover bekommst du ja sonst nie wieder so günstig! Den gleichen Effekt haben Countdown-Deals und künstliche Verknappung (nur noch 1 auf Lager!!). Außerdem muss man ja auch zugreifen, wenn sogar die Lieblingsinfluencerin den größten Sale des Jahres bewirbt und ihr allerliebstes Lieblingsprodukt in die Kamera hält. Sozialer Druck kommt auch noch dazu. Wie sieht es denn aus, wenn ich am heiligen Abend ohne Geschenke dastehe!


Komischerweise setzen wir mehr Geschenke mit mehr Liebe gleich. Wer an Weihnachten keine oder zu wenig Geschenke bekommt, hat sicher keine Freunde oder Familie. „Giftgiving“ als Lovelanguage bekommt an Weihnachten nochmal eine viel größere Bedeutung. Dabei würden viele Menschen lieber weniger schenken. Gerade durch Inflation und höhere Lebenserhaltungskosten sparen die Deutschen mehr und wollen weniger Geld für Geschenke ausgeben. Laut einer Umfrage planen die Menschen 2025 durchschnittlich 263 Euro für Geschenke ein. Im letzten Jahr waren es noch 297 Euro. Der Konsum sinkt deshalb aber nicht.
Gekauft wird weiter was das Zeug hält – online oder im Laden, damit auch für alle ein Geschenk da ist und sich selbst kann man ja auch mal wieder was gönnen, wenn es schon günstiger ist als sonst. Die armen Postbot:innen haben dann eher eine nicht so besinnliche Zeit. Und das Klima auch nicht, weil durch die vielen Lieferungen (und Retouren, weil Papa nicht das richtige LEGO-Set gekauft hat) mehr CO2-Emissionen entstehen. Und weil die ganzen Geschenke für den Versand und danach in Geschenkpapier verpackt werden müssen, entsteht auch noch ein riesen Haufen Müll. In Lichterketten eingewickelte Häuser und Gärten verursachen höheren Stromverbrauch und stören zusätzlich nachtaktive Tiere – the list goes on, ich glaube der Punkt ist rübergekommen. Dieser ganze Aufwand, der Ressourcenverbrauch und der Stress nur dafür, dass einige Geschenke später verkauft oder im schlimmsten Fall in Originalverpackung weggeworfen werden? Dieser Trend geht dank Universal-Gutscheinen und Bargeldgeschenk zurück.

Am Schluss fällt die Umweltzerstörung auf uns zurück und wir müssen uns generell fragen, was wichtiger ist. Sei es nur für zukünftige weiße Weihnachten – es lohnt sich, darüber nachzudenken wie wir Weihnachten nachhaltiger gestalten können. Es gibt bereits viele Ansätze für eine besinnliche und ökologische Zeit. Seit ein paar Jahren existiert die Möglichkeit, Weihnachtsbäume zu mieten. Das heißt der Baum wird im Topf aufgestellt, sorgt dann für Weihnachtsstimmung im Wohnzimmer und wird nach getaner Arbeit zurückgegeben und wieder eingepflanzt. Um die Geschenkeflut zu reduzieren, ist Wichteln eine beliebte Sache. Dabei muss jede Person nur ein Geschenk besorgen, was den Geldbeutel schont und automatisch den Vorweihnachtsstress senkt – win win! Ein Gutschein fürs Spülmaschine ausräumen kommt glaube ich nur gut an, wenn man maximal 10 Jahre alt ist, aber ein Gutschein zum Zeit verbringen verbindet und kann sehr individuell ausgewählt werden (von Kochabend bis gemeinsame Reise ist alles möglich). Und natürliche Weihnachtsdeko wie Tannenzweige oder Tannenzapfen bringen mindestens genauso gute Stimmung ins traute Heim wie ein Plastikzweig, nur verrotten die ungefähr tausendmal schneller.

Nicht alle Menschen auf diesem Planeten sitzen an Weihnachten unter einem schön beleuchteten Baum im kuscheligen Wohnzimmer. Spenden sind wohl das schönste Geschenk für diese Menschen und hilft, sich an Weihnachten mal wieder bewusst zu machen wie gut es uns eigentlich geht. Denn am Ende ist Weihnachten das Fest der Liebe und nicht das Fest des Kaufrausches. Es ist die Zeit, in der alle zur Ruhe kommen können (sollten). Es geht darum, dankbar zu sein für das, was man hat und für die Menschen, die uns umgeben. Also besinnliche und nachhaltige Weihnachten!


