Albumtipp des Monats: „Talking“ von Elderbrook

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Pauline Bergmann Ressortleiterin Musik & Kunst

Alexander Kotz, beruflich besser bekannt als Elderbrook, ist Musiker, Songwriter und Produzent. Seine Musik-Karriere startete der Künstler als Mitglied in einer Indie Band. Nachdem er sich mit seiner markanten Stimme in der Hip-Hop und Soul-Welt versuchte, stieg er letztendlich doch in die elektronische Musikszene ein. Diese habe ihn, laut eigener Aussage, vor allem während seiner Uni-Zeit geprägt.

Er debütierte mit einem Track der über Soundcloud viral ging, über eine Million Musikfans begeisterte und ihm schließlich einen Deal mit Black Butter Records einbrachte. Unter dieser Plattenfirma erschien Elderbrooks erste EP „Simmer Down“, welche die Tracks „Could“, „Rewinding“ und „How Many Times“ enthielt. Letzterer wurde von dem erfahrenen deutschen Duo Andhim geremixt und zu einem der meist gehörten Tracks im Jahr 2015 gestreamt.

Seine zweite EP, „Travel Slow“, folgte noch im selben Jahr und nur ein Jahr später tourte Alexander Kotz mit zahlreichen bekannten Künstlern -einer der Hauptakteure war Gorgon City – durch die USA. 2017 war bereits die erste große Tournee durch Großbritannien geplant. 

Nach großem Tour-Erfolg ging der Musiker mit seinem Indie-Label Mine Records ab diesem Zeitpunkt nun eigene Wege. Im letzten Jahr tat sich Elderbrook dann mit dem Produktionsduo CamelPhat zusammen, um einen „coolen, kleinen“ Track zu releasen: Cola. Das Schicksal hatte aber andere Pläne für den Engländer.

Der Song wurde von den Hörern so gut angenommen, dass er sich direkt in den weltweiten Charts platzierte und zu einem der ultimativen Club-Sounds im Jahr 2018 wurde. Tschüss Underground und Hallo Kommerz!  

Der Track katapultierte den Musiker aber nicht nur in die Top 100, sondern verschaffte ihm zudem eine Nominierung für den Grammy-Award 2018 für den besten „Dance-Song“. Für den besten „zeitgenössischen Song“ folgte daraufhin eine Nominierung für den Ivor Novello Award, ein britischer Preis für Songwriter und Komponisten, dessen Namensgeber der Musical-Komponist Ivor Novello ist. 

Wenn man das Jahr 2019 also revue passieren lässt, kann man auf eine Reihe ausverkaufter Headliner-Shows zurückblicken. Zudem tourte Elderbrook mit bekannten Künstlern wie Rüfüs del Sol, Bonobo und The Wombats. 

Elderbrook ist für seinen minimalistischen elektronischen Sound bekannt und mixt als Multi-Instrumentalist auch den ein oder anderen unerwarteten Ton mit in seine Songs. Es handelt sich dabei um Klänge die man aus dem Alltag kennt und mehr oder weniger bewusst wahrnimmt. Unter anderem zum Beispiel das Krachen von Eis in heißen Getränken, Wasser das über einem Laptop verschüttet wird oder einfach Leute die lachen und reden. Diese Klänge sind vor allem im Track „Woman“ der neuesten EP „Talking“ präsent. 

Die EP ist der Gipfel seiner bisherigen musikalischen Karriere und vereint all die verschiedenen Stile, die ihn über die Jahre hinweg beeinflusst haben. Ein besonderes Merkmal haben seine neusten Werke mit alten Stücken allerdings gemeinsam: Alexander Kotz’s unnachahmliche Stimme und das überwältigende Repertoire an Gefühlen, das sie mit sich bringt. Das ist der unverkennbare Elderbrook-Sound den seine Fans kennen und lieben!

Die neusten Werke bewegen sich durch verschiedene Stimmungen und Subgenres. Die erste Single „Woman“, die Anfang August veröffentlicht worden ist, vereint wehmütige Texte und ein entspanntes Tempo. Während sich „Let Go“ und „Good Times“ eher nach Clubsound anhören, ist der Track „Feels Like a Sunday“ etwas rauer angehaucht. Der Perfekte Song um Morgens in der kühlen Wintersonne, leicht verkatert, seinen Kaffee zu genießen!

Jeder Track der EP fühlt sich stark genug an eine eigene Single sein zu können, allerdings fungiert sie trotz Eigenständigkeit der Songs als Gesamtwerk.

Anfang diesen Monats konnten sich begeistere Elderbrook-Fans im Strom in München zum Konzert zusammenfinden und der energiegeladenen One-Man-Liveshow lauschen. Als Support-Act hatte Elderbrook einen jungen Düsseldorfer im Gepäck: Moglii. Der Producer und Sänger, der eigentlich Simon Ebener heißt, ist mit über einer Millionen Klicks auf Spotify auf dem besten Wege, den Ruf der Stadt Düsseldorf als Wiege der elektronischen Musik zu verteidigen. Nachdem er der Menge ordentlich eingeheizt hatte, waren alle in heller Aufregung den britischen Musiker zu erleben. 

Wie die Liveshow ausgesehen hat ist leicht zu erklären: Elderbrook steht auf der Bühne, spielt Keyboard und singt. Mit dabei ist eine elektronische Drum-Machine und es wird gesprungen. Es wird sogar sehr viel gesprungen. Das Publikum nahm jeden seiner Songs wie einen leckeren Gin-Tonic mit einem extra Spritzer Limette auf, der dir den Kopf verdreht. Der Kontrast seiner Songs ist schön und hypnotisch und gibt einem das Gefühl hoch hinaus zu fliegen, ohne Angst vor einem Fall haben zu müssen.

Einziges Manko der Show: Ab und zu schien es so als würde der Künstler Playback singen, was natürlich schade ist, da alle wegen seines unverkennbaren Gesangs gekommen waren.

„Talking“ ist vollgepackt mit Material das alteingesessne Elderbrook-Fans überzeugt und auch Uneingeweihte zu Supporter macht. Wenn ihr also Anhänger der elektronischen Musik seid und Bock habt dabei auch in andere Genres einzutauchen, solltet ihr das neue Album unbedingt auf eure Must-Hear Liste setzen!