Wahrheit, Lüge oder Ansichtssache?

Die diesjährigen MuKarrieretage sollten einen Einblick in die moderne Medienwelt verschaffen. Vom 04.-07. Juni haben Referenten aus verschiedenen Bereichen der Medienbranche Wissen, Tipps und Befürchtungen an Interessierte weitergegeben. Die Podiumsdiskussion „In media we trust … oder doch nicht?“ beschäftigte sich mit dem Vertrauen in Medien.

Lügenpresse, Fake News, Flüchtlingskrise. In diesen Schlagwörtern stecken Spannung, Emotionen sowie eine große Portion Misstrauen in die Politik und die Medien. Besonders Online sind Kommentare häufig mit viel Hass geladen. Spiegelt das die Stimmung in der realen Gesellschaft wieder oder existiert bei Facebook, Twitter oder Instagram eine verzerrte Wahrnehmung?

Unter dem Motto „Medien bewegen – Perspektiven entwickeln“ beschäftigten sich die fünften MuKarrieretage der Universität Passau unter anderem mit diesem Thema. Am Mittwoch um 20 Uhr fand im Audimax eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „In media we trust … oder doch nicht?“ statt. Sebastian Meinberg, der besonders bei den jüngeren Zuhörern durch seine Auftritte bei der Jugendsendung Puls im Bayerischen Fernsehen bekannt ist, diskutierte mit Martin Gruber (BR), Claudia Bockholt (Mittelbayerische Zeitung) und Verena Osgyan (Partei Die Grünen).

Alle vier Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass das Vertrauen in die Medien und auch die Glaubwürdigkeit der Medien gesunken ist. Trotzdem haben diese ihrer Ansicht nach ein besseres Image, als es einige Hass-Kommentare auf Facebook glauben lassen. Besonders dem Lokaljournalismus wird aufgrund seiner Nähe noch am häufigsten vertraut. Der Bericht über die Sanierung der Fußgängerzone lässt sich leicht nachprüfen, was im Weißen Haus geschieht hingegen nicht. Laut einer Langzeitstudie der Universität Mainz aus dem Jahr 2017, ist das Vertrauen in die Medien auch generell wieder angestiegen. 42 Prozent der Deutschen glauben demnach etablierten Medien bei wichtigen Themen. Eine kurze Umfrage per Smartphone während der Podiumsdiskussion ergab, dass rund 90 Prozent der anwesenden Zuschauer ein grundsätzliches Vertrauen in die Medien haben. Gruber betont die Verantwortung, die aus dem enormen Medienkonsum hervorgeht. Medien und Journalisten müssten transparenter arbeiten und offener mit Fehlern und Quellen umgehen. Denn nicht jeder Fehler einer Redaktion bedeutet gleich „Fake News“. Claudia Bockholt betonte, wie wichtig es sei, als Journalist selbstkritisch zu arbeiten. Das Feedback der Leser und Zuschauer ist dabei sehr wichtig für Meinberg. Beim BR gibt es ein eigenes Team für Community-Management, das sich mit den Kommentaren unter Videos auseinandersetzt. Trotzdem kritisiert der Fernsehmoderator unrealistische Erwartungen an die Medien. Oft sei es gar nicht das Ziel, „alle Aspekte von A bis Z“ eines Themas abzuarbeiten. Etwas philosophisch fragt er in die Runde: „Was ist denn überhaupt die Wahrheit?“ Wenn die Meinung eines Redakteurs in einen Artikel einfließt, ist das in Ordnung. Auch, wenn es eben nur eine mögliche Betrachtungsweise, eine persönliche Wahrheit ist. Es muss nur eben klar als Meinung gekennzeichnet werden. Doch nicht nur die Medien haben die Pflicht zu einer intensiveren und achtsameren Arbeit.
Auch der Konsument trägt Verantwortung den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu überprüfen, mit anderen Medienberichten zu vergleichen oder Medienkompetenzen zu erlernen.