Die sieben Vorgänger-Staffeln
Die sieben Vorgänger-Staffeln

Review: Gilmore Girls – Ein neues Jahr

Nachdem im Oktober 2015 bekannt wurde, dass es weitere Folgen der legendären Serie „Gilmore Girls“ geben würde, schwelgten viele in Nostalgie, aber vorerst auch in Unglauben. Ein Jahr später ist das Gerücht vollends Wirklichkeit geworden: die neuen Folgen sind endlich da und alle alten Fans verabreden sich zu einem weiteren Gilmore Girls-Marathon. Aber wie ist die Fortsetzung gelungen? Und die wichtigste Frage: Für welchen Mann hat sich Rory denn nun entschieden?

In der neuen Staffel geht es darum, was Rory und ihre Mutter in den letzten Jahren getrieben haben und vor allem, was sie aus ihren am Ende der siebten Staffel doch nahezu perfekt wirkendem Leben gemacht haben. Gegliedert sind die vier Folgen in die vier Jahreszeiten, was bewirken soll, dass den Charakteren im Verlauf eines Jahres eine richtige Geschichte gegeben werden kann.

Rory ist in der vergangenen Zeit recht erwachsen geworden, hat eine mehr oder weniger erfolgreiche Karriere hinter sich und sich wohl letztendlich für ihren früheren Freund Logan entschieden. Im Laufe des Jahres stellt sich jedoch heraus, dass dieser aus „dynastischen Gründen“, wie er es selbst nennt, mit einer anderen verlobt ist und Rory nur eine Affäre war. Als sie dann bemerkt, dass alles in ihrem Leben so gar nicht läuft, wie sie es sich vorgestellt hat, zieht sie kurzerhand wieder bei ihrer Mutter ein und findet dort eine neue Aufgabe für sich.

Ihre Mutter Lorelai lebt nach außen hin immer noch das selbe Leben, wie früher. Sie führt immer noch das Dragonfly Inn und lebt mit ihrem Freund Luke zusammen in ihrem alten Haus. Allerdings hat sich auch bei ihr einiges getan: Ihre gute Freundin Sookie arbeitet nicht mehr mit ihr zusammen, der Portier Michel möchte sie verlassen, da ihm das Hotel zu klein geworden ist, sie hat regelmäßig Albträume und ist im Großen und Ganzen einfach nicht mehr zufrieden. Gleich in der ersten Folge erfährt man außerdem, dass ihr Vater gestorben ist und sie einigen Krach mit ihrer Mutter hat. Schließlich versucht sie sich an einer Wanderung und erlangt dort wichtige Erkenntnisse über ihre derzeitige Situation.

Eine Person, die in den neuen Folgen beträchtlich an Relevanz gewinnt, ist Rorys Großmutter Emily Gilmore. Sie trauert um ihren Ehemann und verliert nach dessen Tod komplett den Halt. Nach einigen Zusammenstößen mit ihrer Tochter Lorelai überdenkt und trennt sie sich von ihrem früheren Handeln. Zum Schluss hin wird sie ihrer Tochter immer ähnlicher und lebt ihr Leben selbstbestimmter.

In der letzten Folge gibt es noch den von Netflix vorher schon lange versprochenen kleinen Schocker, der auf weitere Folgen schließen lässt. Ich jedoch hoffe nun nicht mehr auf deren Erscheinen, denn diese Fortsetzung hat es bei Weitem nicht geschafft, das Erbe der alten Staffeln anzutreten. Sie verwickelt sich immer mehr in Verrücktheit und als Rory von drei tanzenden Affen entführt und die Bewegungsallergikerin Lorelai mit ein paar verzweifelten Hausfrauen eine Wanderung beginnt, ensteht der Eindruck, wirklich alle Charaktere wären plötzlich durchgedreht. Außerdem sind einige Szenen, wie etwa ein ewiges Musical über die Stadt Stars Hollow einfach sinnlos und dienen wohl nur dazu, die 90 Minuten zu füllen. Diese Idee der überlangen Folgen ist ebenfalls nicht gut umgesetzt, da man sich teilweise wirklich durchkämpfen muss – mehrere Male hatte ich den Finger auf der Vorspultaste. Zudem tun manche Witze einfach nur weh und man hat das Gefühl, dass sich die Serie nur noch von einem schlechten Witz zum nächsten hangelt. Viele Szenen erscheinen dadurch extrem unrealistisch und man fragt sich als Zuschauer tatsächlich, warum man sich diese schlechte „Sitcom“ überhaupt ansieht. War das den Schauspielern nicht auch zu blöd?
Was ebenfalls stört, ist die Tatsache, dass den neuen Folgen jede Moral zu fehlen scheint. In den alten Folgen wurde Rorys Affäre mit Dean noch als schlecht dargestellt, hier wird sie nur noch abgenickt und akzeptiert. Dasselbe passiert, als Rory einen One-Night-Stand hat. Ich verstehe ja, dass sie keine 18 Jahre mehr ist, aber die für die Serie charakteristischen Werte und Grundeinstellungen hätten beibehalten werden sollen, weil diese ein großer Bestandteil der Serie waren und Lorelai dadurch letzten Endes ihre Mutterrolle völlig verliert. Insgesamt fehlt einfach diese Liebe zwischen Mutter und Tochter, die früher vermittelt wurde und jetzt offensichtlich durch Flachwitze ersetzt wurde.
Trotz allem muss ich aber sagen, dass mich einige Szenen sehr berührt haben. Auch wurden Elemente des neuen Zeitalters, wie zum Beispiel WLAN in Lukes Diner oder der Umgang mit Homosexualität, einigermaßen gut eingebaut.

Tatsächlich haben mir die neuen Folgen vor allem richtig Lust gemacht haben, die alten Staffeln wieder anzusehen.

Beitragsbild: Copyright – gilmore_girls by jeffmason CC BY 2.0