Heimat. Freundschaft. Freude: Poetry Slam in Passau

Dienstagabend, 19:30 Uhr, die Sitzreihen im Jugendzentrum Zeughaus füllen sich nach und nach. Die Stimmung ist gut, auch hinter den Kulissen, wo die Teilnehmer noch schnell etwas essen und sich locker unterhalten. Nur an den gelegentlichen Blicken auf die selbstgeschriebenen Texte erkennt man, dass der Beginn des Programmes näher rückt, denn „nervös ist jeder“. Die größte Herausforderung als Poetry Slammer? Das sei das Betreten der Bühne, an das man sich aber schnell gewöhne. Ideen zu finden gestalte sich hingegen meist einfach. „Oft ist es eine Zufallsidee, dann fängt es an in dir zu gären und es spinnt sich immer weiter bis ein fertiger Text entstanden ist“, so Martin Geier, einer der Moderatoren.

Mo! im Finale

Dass die Texte aus den verschiedensten Alltagssituationen heraus entstehen, erkennt man an der Vielfalt der Themen. Moderiert von Sebastian Ruppert und Martin Geier geht es an diesem Abend unter anderem um Schönheitsideale, Gesellschaftskritik, Freundschaft und Beziehungen. Felix Kaden wagt in seinem Text sogar einen Ausflug ins antike Griechenland zu Orpheus und Eurydike, während sich eine sprechende Löwenfigur in Flo Neumaiers Text über die studentenleeren Straßen im vorweihnachtlichen Passau wundert. Beim gebannten Lauschen des Publikums hat man das Gefühl, nicht nur dabei, sondern mitten drin zu sein.

Und dieses Gefühl täuscht nicht: die Zuschauer entscheiden nicht nur über die Wertung der Texte, sondern können in der 20-minütigen Pause auch selbst kreativ werden. Ein Adventskalender und ein Donutmaker als Preise für die besten Gedichte dienen zur Inspiration.

Im Finale stehen schließlich der in Passau bekannte Poetry Slammer Mo! mit seinem Text „der Gast“ und Daniel Wagner, der mit zahlreichen Wortwitzen unser Verhalten in Sozialen Netzwerken auf den Arm nimmt und die Runde gewinnt. Mit viel Applaus endet das Programm.

Der Poetry Slam in Passau ist einer der ältesten deutschlandweit und somit eine wahre Tradition der Passauer Kulturszene. An mehreren Abenden im Jahr kommen hier rund 160 kulturinteressierte Zuschauer zusammen. Derzeit arbeite man an einer Erweiterung des Programmes auch während der der Semesterferien, um noch mehr Menschen außerhalb der Universität anzusprechen.

Was dieser Dichterwettstreit für sie bedeutet drückt Stefanie Renate, seit zwei Jahren als Peotry Slammerin dabei, mit drei Worten aus: „Heimat, Freundschaft und Freude“ und spricht damit wohl auch für die begeisterten Zuschauer. Mo! beschreibt die Passauer Poetry-Slamszene als „wiederbelebt, vielschichtig, fein und nicht normentsprechend“. Zusammenfassend könnte man es nicht besser ausdrücken als er: „das Passauer Publikum hat Bock auf Spaß“ – und den hat es an diesem Abend bekommen.

Neugierig?

Der nächste Poetry Slam findet am 12. Dezember im Zeughaus statt.