Laut, düster, ekstatisch – das Technofestival “Contact” in München

Vergangenes Wochenende feierte das Contact Festival in München sein fünftes Jubiläum. Auf vier Stages in riesigen Hallen wurde mit internationalen und nationalen Stars der elektronischen Tanzmusik 17 Stunden lang gefeiert. Das Contact zählt zu einem der größten Indoor-Festivals Deutschlands und war auch dieses Jahr wieder restlos ausverkauft.

Alte Industriehallen scheinen einfach der perfekte Ort für düstere Technoparties zu sein. Das Zenith, das Kesselhaus und der Kohlebunker im Norden Münchens sind für das House- und Technofestival also bestens geeignet. Von 14 bis 5 Uhr standen die Tore in das Rave-Paradies für die feierwütige Meute offen. Wer sich der elektronischen Musik verbunden fühlt – sei es Techno, House, Minimal, Deep House, Tech House, Electro oder Deep Techno – fühlte sich dort mit Sicherheit sehr wohl.

Das Gelände war tagsüber gut mit der Bahn zu erreichen, vom zentralen Marienplatz war man in wenigen Minuten an der Haltestelle „Freimann“, von der aus man schnell und einfach zum Festival gelangen konnte. Der Einlass ging zügig, es gab keine großen, lästigen Warteschlangen und insgesamt wurde man recht entspannt bis ins Eingangszelt durchgelotst.

Orbit und Space hießen die beiden Zenithbühnen: groß, laut und dunkel beschreiben sie wohl ganz gut. Getrennt durch eine dicke Wand, standen die DJs der jeweiligen Stage quasi Rücken an Rücken. Ob es überhaupt eine Mainstage gab, oder alle Bühnen als gleichwertig anzusehen sind, darüber lässt sich streiten. Richie Hawtin, Boris Brechja, Pappenheimer und Kerstin Eden legten auf der Orbit-Bühne auf, Space konnte mit weiteren Stars der Techno-Szene wie Klaudia Gawlas, Sven Väth, Sam Paganini oder Monika Kruse begeistern.

Die Künstler in der zweigeteilten Halle kamen beim Publikum gut an, es wurde getanzt, gestampft, gejubelt, gelacht: Noch vor Mitternacht war ein Teil der Halle überfüllt, der Einlass wurde gestoppt. Viele Fans konnten daher Boris Brechja mit seiner unverwechselbaren Maske nicht live erleben. Bereits im Jahr zuvor gab es Probleme mit der Aufteilung der Hallen und Einlassstopp. Wer es aber zur späteren Stunde wieder zur Orbitstage schaffte, konnte Pappenheimer und Kerstin Edens Set, dessen Bass die geschwitzten Körper vibrieren ließ, miterleben und vor allem zu dem überzeugenden Drum’n’Bass-Finale feiern. Neelix hingegen, der danach auflegte, lieferte mit dem Closing nicht unbedingt eines seiner besten Sets. Sein Set wirkte monoton, die Wahl seiner Tracks ungünstig – die Raver sichtlich überfordert mit dem plötzlichen Wandel der Musik und auch der Stimmung, es war Zeit nach Hause zu gehen.

Eine allgemeine Änderung hatte es dieses Jahr gegeben, allerdings keine positive: Das gesamte Gelände war zweigeteilt. Auf der einen Seite waren die Zenithbühnen, auf der anderen Seite die Atlas und die Hydra Stage. Eine Straße trennte die beiden Bereiche, die unabhängig voneinander eingezäunt und abgesichert waren. Dadurch mussten die Festivalgänger das Gelände quasi immer aufs Neue verlassen und neu betreten. Was auch bedeutete, immer aus den warmen, fast heißen Hallen in die eisige Kälte zu müssen und eventuell sogar eine Zeit lang anzustehen. Immerhin hatten die Veranstalter für jede Menge Fleecedecken gesorgt.

Die Atlas Stage befand sich im Kesselhaus, die Hydra Stage im Kohlebunker. Schon tagsüber standen bekannte DJs wie A.N.A.L., Droplex oder Marika Rossa auf dem Timetable. Bei gleichmäßigen Minimal Beats tanzten die Besucher wie in Trance, vom Rhythmus der Musik gesteuert. Mit den aggressiveren Dark Techno Beats, änderte sich auch der Tanzstil: schnellere Bewegungen, stampfende Füße, geschlossene Augen. 

Auf der Hydra Stage waren die üblichen Verdächtigen zu finden: ein Techno-Festival ohne Oliver Koletzki, Format:B, Aka Aka, Moonbootika oder Sascha Braemer ist kaum vorstellbar. Insgesamt gab es dieses Jahr also ein vielfältiges Lineup, untermalt mit hochwertiger Soundqualität und bunten Lichteffekten.

Zu einem gelungenen Festival gehört aber noch mehr als die Musik. Schließfächer beispielsweise sind definitiv ein Pluspunkt: Tasche und Jacke, die beim Tanzen nur stören, sind hier gut verräumt. Die Veranstalter hatten die Schließfächer auf dem Contact Festival in einem separaten Zelt direkt am Eingang platziert. Für happige 7-10 Euro, je nach Größe, konnten die Besucher ihre Sachen direkt zu Beginn loswerden. Wer allerdings während der Veranstaltung etwas aus seinem Fach brauchte, musste sich erst wieder den Weg komplett zurück durch die Massen bahnen.

Das Essensangebot war umfangreich: von Pizza, über Pommes, Crepes und Asia-Nudeln, bis hin zu Burger oder vegetarisches Baguette – ob im Rausch oder nüchtern, diese Partysnacks gehen sowohl um 14 als auch um 5 Uhr. Über das Getränkeangebot lässt sich streiten, besonders was die nichtalkoholischen Getränke angeht. Teuer war beides, keine Frage. Aber wer keinen Alkohol und nicht den ganzen Abend Wasser oder Energy Drinks trinken wollte, hatte definitiv ein Problem. Kurz nach Mitternacht gingen Wasser und Cola komplett aus; Nachschub gab es erst nach langer Durstphase. Dieser Makel wurde letztes Jahr bereits öffentlich in den Sozialen Netzwerken kritisiert. Außerdem war das Personal etwas unterbesetzt, was in Stoßzeiten zu langen Wartezeiten und leichter Unruhe an den Bars führte. Viele Besucher hatten sich vergangenes Jahr zudem an dem Bezahlsystem mit Token gestört, das haben die Veranstalter berücksichtigt und sich wieder für Bargeld auf dem Gelände entschieden.

Was in den Morgenstunden weniger gut lief, war die Fahrt nach Hause. Nach einer durchtanzten Nacht, sehnen sich die meisten einfach nur nach ihrem warmen Bett oder der Möglichkeit, auf einer Afterhour weiter Gas zu geben – so oder so, musste man das Gelände irgendwie verlassen. Da es aber keine Einsatzbusse oder -züge gab, mussten sich die teils übermüdeten Partygänger einen Platz in der überfüllten Bahn erkämpfen, um nicht nochmal mindestens zwanzig Minuten in der Kälte warten zu müssen. Vielleicht wären die Menschen weniger müde gewesen, wenn es eine ordentliche Chillout-Area gegeben hätte. Die wenigen Bänke im Eingangszelt reichten nicht aus, um den vielen motivierten Tänzern Erholung zu bieten.

Und auch wenn dieser Festival-Spaß in München einiges kostet, der Ticketpreis ist im Vergleich zu anderen Indoor-Festivals noch angemessen und das Festival lohnt in jedem Fall. Denn trotz kleiner Mängel war das Contact 2018 wieder ein voller Erfolg, das vor allem aufgrund des Lineups auf dem Plan aller elektro-begeisterten Menschen stehen sollte.