16. Türchen: „Wenn die Menschen mehr Jazz machen würden, wäre die Welt auch eine bessere!“

Die Big Band der Uni Passau unter der Leitung von Christiane Öttl

Am Abend des 13. Dezembers war es bitterkalt auf dem Christkindlmarkt Passaus, als die ersten Töne der Uni Big Band erklangen. Unter den vielen Weihnachtslichtern auf dem Domplatz tummelte sich ein vor allem junges Publikum, um der Jazz-Musik zu lauschen.

Trotz technischer Probleme gelang der Band ein runder Auftritt, sodass die Jazz-Klänge klar über den Weihnachtsmarkt swingten. Untermalt wurde die Darbietung durch eine humorvolle Begleitung der Band-Dirigentin Christiane Öttl.

Zwischen heimische Weihnachtsklassiker wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ mischten sich Töne aus aller Welt – beispielsweise ein Samba aus Brasilien und eine Komposition der Südsee. In dieser Atmosphäre wurde dem Publikum immer weihnachtlicher und fröhlicher zu Mute.

Sowohl für die lauschende Menge als auch für Christiane Öttl war das Improvisationsstück „Sambeando“, in welchem jedem Musizierenden der Platz für ein Solo eingeräumt wurde, das Herzstück des Abends. „Bei einem Solo spielt die Person selbst. Dieses Authentische, was automatisch passiert, sobald ich improvisiere, ist wie ein Zaubertrick, der so viel auf einen Schlag macht, was man sonst nie schaffen würde. Ich bin anders und du bist anders und wir sind alle wunderbar, so wie wir sind“, philosophierte Christiane Öttl im Interview nach dem Konzert. Diese besinnlichen Gedanken wurden durch die Musik ins Publikum getragen, genauso wie eine gewisse Leichtigkeit durch das Stück „On the Sunny Side of the Street“ von Louis Armstrong. Nach Christiane Öttl der Song, um zu vergessen, dass in dem vorweihnachtlichen Stress der Haussegen auch mal schief hängen kann.

Erst seit 2018 ist Öttl, nach einem erfolgreichen Casting, Leitung der Uni-Band und so war es nach der Corona-Pause das erste Weihnachtskonzert in dieser Konstellation. Neben ihrer Tätigkeit als Dozentin beim Landes-Jugend-Jazzorchester Bayerns schätzt Christiane Öttl besonders das wöchentliche Musizieren mit den Studierenden Passaus. Für Öttl ist Jazz gezeichnet durch die Grundphilosophie der Freiheit und der eigenen Interpretation, sowie das Element der Selbstverantwortung. Diese Werte, welche auch über die Musik hinaus bedeutend sind, versucht sie der Band in den wöchentlichen Proben näher zu bringen. Hier überlässt sie den Studierenden meist freies Spiel und jeder ist bei den Proben willkommen. Das Ziel sei es, jeden mit Interesse ins Boot zu holen, allerdings sei Notenlesen eine gewisse Voraussetzung, sagt Christiane Öttl mit einem kleinen Augenzwinkern.

Die Arbeit der Big Band lässt sich nochmals am 30. Januar 2023 im Zeughaus Passau bei ihrem Semester-Abschlusskonzert bewundern.

Am Ende des Auftritts waren die frostigen Temperaturen in den Hintergrund gerückt. Ob dies am Glühwein oder an der alten Lebensweisheit Öttls liegt, dass, wenn man richtig musiziere, die Lebensenergie als Mittel gegen die Kälte fließe? Dies kann jeder für sich entscheiden, aber ein gelungener Abend war es allemal. Ganz nach dem Grundsatz der Band: „Wenn die Menschen mehr Jazz machen würden, wäre die Welt auch eine bessere.“

Ein Artikel von: Theresa Ertl & Mathilde Eichelberg

Foto: Theresa Ertl & Mathilde Eichelberg