NORA- oder ein Puppenheim- Lebenskrise in der Kulturcafete

Wie sehr bin ich bereit mich zu verbiegen, um anderen zu gefallen? Wie kann ich mich vom Druck der Gesellschaft befreien? Und wie aus meiner toxischen Situation ausbrechen, um endlich ein selbstbestimmtes Leben zu beginnen? An drei Abenden der vergangenen Woche thematisiert die Inszenierung der Theaterschmiede von „Nora- oder ein Puppenheim“ existenzielle Fragen, mit denen wohl jeder von uns schon einmal in verschiedenem Ausmaß zu kämpfen hatte.

Sie wissen ja – Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen und was soll ich kochen?

Mit diesem Spruch aus der guten alten Dr. Oetker Werbung transportiert uns die Theaterschmiede direkt in die Welt von Nora Helmer (Nora Spankeren). Diese führt zusammen mit Göttergatte Torvald (Emmanuel Loe), ihren zwei Kindern, dem Freund des Hauses Doktor Rank (Helena Brauchitsch), und dem Hausmädchen Helene (Albrecht Bodelschwingh), ein scheinbar erfülltes und glückliches Leben. Besonders nun, da Torvald bald zum Bankdirektor befördert wird und das monatliche Taschengeld seiner „kleinen Nora“ aufstocken kann, wirkt die Zukunft genau so rosig wie die Wände in Helmers Wohnzimmer.

Doch als Christine Linde (Luise Zailer), eine alte Freundin von Nora, auftaucht, machen sich Risse in Noras Idylle bemerkbar. Denn als sie dieser zu einem Job als Torvalds Angestellter verhilft, sieht eine andere Kollegin, Nele Krogstadt (Vera Glaser), ihre Stellung in der Bank zu Recht bedroht. Nora hat sich bei Frau Krogstadt in der Vergangenheit heimlich Geld geliehen, um ihren Ehemann zu retten und dabei die Unterschrift ihres Vaters auf dem Schuldschein gefälscht. Mit diesem Vergehen erpresst diese nun Nora, schließlich darf Moralapostel Torvald von der ganzen Sache auf keinen Fall erfahren.

Unsere Protagonistin durchlebt Hilflosigkeit, Hoffnung, Verzweiflung, und beginnt schließlich doch, selbst die Fäden in ihrem eigenen Puppenhaus zu ziehen. Dabei verwandelt sie sich vor den Augen des Publikums vom unterwürfigen, naiven Mädchen in eine reflektierte, selbstbewusste Frau, die zum Schluss die Kraft findet, sich von der patriarchalen Unterdrückung ihres Haushalts zu befreien und ihren Mann zu verlassen.

Das Stück, im Original von Henrik Ibsen, wird von der durchgängig tollen schauspielerischen Leistung der Darsteller getragen, allen voran natürlich Nora Spankeren als Nora Helmer. Neben Ernst, Sorgen und Drama kommt dabei der Humor nie zu kurz. Besonders witzig ist die Figur des Doktor Rank, der frei Berliner Schnauze den Laden aufmischt. Die Inszenierung der Theaterschmiede ist also eine runde Sache – Und Nora eine großartige Frauenfigur, der man trotz ihrer Fehler einfach nur alles Gute wünscht, als sie in Mom Jeans in ihren eigenen Sonnenaufgang läuft.

Beitragsbild: Ludmilla Carolath