Bild von Léa J (5.12.2025), Passau

3. Advent: Europa unterm Tannenbaum                                                                             

Für viele bedeutet der Dezember vor allem Kälte, Glühwein, Lebkuchen und Weihnachtsmärkte. Als Austauschstudent:in vergleicht man oft die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und dem Heimatland. Ich habe mich daher gefragt, wie es in den anderen Ländern Europas aussieht. Wie wird dort Weihnachten gefeiert? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern? Welche? Was sind die Unterschiede?

Weihnachtsmann, Christkind oder…?

Kehren wir zunächst in unsere Kindheit zurück. In ganz Europa ist bekannt, wer die Geschenke bringt. Allerdings gibt es zahlreiche Bezeichnungen für ihn: Jultomten oder Tomten (Schweden), Julenissen (Norwegen), Julemanden (Dänemark), Kerstman (Niederlande), Joulupukki (Finnland), Télapó (Ungarn), Pai Natal (Portugal) und Père Noël (Frankreich), Papá Noel (Spanien) und Babbo Natale (Italien). Die moderne Figur des Weihnachtsmanns wurde in den 1930er-Jahren von Coca-Cola populär gemacht.

Der Weihnachtsmann existierte jedoch bereits zuvor in Form des Heiligen Nikolaus, der sich in einigen Regionen nach und nach zum Weihnachtsmann entwickelte. Der Heilige Nikolaus war ein Bischof aus Myra (in der heutigen Türkei), der für seine Großzügigkeit gegenüber Kindern und Bedürftigen bekannt war. Er wird daher in mehreren europäischen Ländern gefeiert. In Frankreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden wird er oft vom Knecht Ruprecht begleitet, der sich um die weniger braven Kinder kümmert. Im Gegensatz dazu bringt der Heilige Nikolaus den braven Kindern Geschenke, wie Schokolade. Der Tradition zufolge kann der Knecht Ruprecht auch Kohle, Zweige oder Kartoffeln hinterlassen.

In anderen Ländern gibt es andere Traditionen. In Spanien und Italien feiern die Kinder am 24. Dezember Papá Noel und Babbo Natale, doch einige legen den Schwerpunkt eher auf die Feierlichkeiten zu Epiphanias. In Spanien bringen die Heiligen Drei Könige (Kaspar, Melchior und Balthasar) in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar Geschenke. In Italien ist es La Befana, eine gutmütige Hexe, die den Kindern zur gleichen Zeit Geschenke bringt. In Polen bringt der Heilige Nikolaus (Święty Mikołaj) ebenfalls Geschenke zum Dreikönigstag. In der Tschechischen Republik schließlich ist es nicht der Weihnachtsmann, sondern Ježíšek (das Jesuskind), das die Geschenke bringt.

Bild von Léa J, (25.11.2022), Strassburg

Wie wird Weihnachten erwartet?

Adventskalender sind ein Muss und haben sich in allen europäischen Ländern verbreitet. Allerdings unterscheiden sich die Länder Nord- und Südeuropas in der Tradition des Adventskranzes. Man findet ihn in den nordischen Ländern (Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island). In den deutschsprachigen Ländern ist der Kranz fest verankert. In Frankreich wird diese Tradition nur im Osten des Landes fortgeführt. Auch in den mittel- und osteuropäischen Ländern (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Rumänien usw.) wird der Kranz weiterhin verwendet. In den Ländern Südeuropas (Portugal, Spanien, Griechenland) gibt es diese Tradition jedoch nicht; dort symbolisieren Lichterketten oder Krippen die Vorfreude.

Doch woher kommt dieser Kranz? Im Hamburg des 19. Jahrhunderts beschloss Pastor Wichern, für die armen Kinder in der Einrichtung Rauhes Haus ein großes Holzrad mit Kerzen aufzustellen. Dieses bestand aus 24 kleinen Kerzen und vier großen Kerzen für jeden Sonntag. Erhalten geblieben sind die vier großen Kerzen. Sie symbolisieren die Geburt Jesu (das Licht der Kerzen), aber auch das ewige Leben (die Tannenzweige).

Weitere Traditionen?

Neben dem Heiligen Nikolaus, der in einigen Ländern verbreitet ist, gibt es viele weitere Traditionen in der Weihnachtszeit: In Tschechien symbolisiert das „goldene Schwein“ Glück. Um dieses zu erlangen, darf man vor dem 24. Dezember kein Fleisch essen. In Österreich sollen die Perchten die bösen Geister des Winters vertreiben. In den nordischen Ländern sind die Yule Lads (Island) oder Nisser/Julenisse (Norwegen), also Kobolde, bekannt. Je nach Land bringen sie in jeder Nacht vor Weihnachten Geschenke (Island) oder beschützen Häuser und Bauernhöfe (Norwegen). In Schweden schließlich symbolisiert Lucia oder die Heilige Lucia einen Umzug von Mädchen mit Kerzenkränzen und Gesängen, um das Licht zu feiern.

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Bild von Léa J, (5.12.2025), Passau

Was ist mit den Weihnachtsmärkten?

Die Weihnachtsmärkte in Deutschland und Österreich sind bekannt und ein Magnet für viele Besucher:innen. Man denkt dabei natürlich an München, Nürnberg, Wien oder Salzburg. Diese Tradition hat sich jedoch in ganz Europa verbreitet. Dennoch bewahren die Märkte die Traditionen der einzelnen Länder. Holzhäuschen, Beleuchtung und Krippen in den Innenstädten sind auf den meisten Märkten zu finden. Meist unterscheiden nur die lokalen Produkte, vor allem die angebotenen Lebensmittel, die Weihnachtsmärkte von Region zu Region oder von Land zu Land.

Was kommt auf unseren Teller?

Ob Fleisch oder Fisch – die Europäer:innen genießen das Weihnachtsessen! Beginnen wir diesmal im Süden. In Italien sind Pasta, Kapaun oder Aal und Panettone vergleichbar mit der gebratenen Gans, dem Rotkohl und dem Marzipan in Deutschland. Im Osten stehen sowohl Fleisch als auch Fisch im Mittelpunkt: Der Štědrý den besteht aus gebratenem Karpfen. In der Regel wird der Fisch mit Kartoffelsalat und Fischsuppe serviert. Einige Familien bevorzugen Schnitzel oder Lachs, doch der Karpfen bleibt das traditionelle Symbol. In Ungarn ist die Halászlé (Fischsuppe) ein Klassiker. In Slowenien ist es die Potica: ein Hefegebäck mit Nüssen, Rosinen und manchmal Honig oder Mohn.

Auch im Norden steht Fleisch im Mittelpunkt. Die Norweger:innen genießen gebratene Schweinebrust, Würstchen und Reisbrei. Im Land des Weihnachtsmanns gibt es gebackenen Schinken, einen Steckrübeneintopf und Rote-Bete-Salat. In Dänemark stehen Schweinebraten, Salzkartoffeln und Risengrød auf dem Speiseplan. Die Schwed:innen hingegen genießen Smörgåsbord, Heringssalat und Lutefisk. Und im Land der Tulpen, den Niederlanden, sind die Teller mit Ingwernüssen, Eierlikör und Spekulatius gefüllt.

Für Vegetarier:innen gibt es ebenfalls zahlreiche Alternativen. In den nordischen Ländern sind Aufläufe weit verbreitet. In Schweden, Norwegen und Dänemark wird Jansson’s Frestelse (Kartoffel-Zwiebel-Auflauf) mit gebratenem Gemüse und Zimtbrötchen serviert. In Finnland werden Steckrübenauflauf (Lanttulaatikko) und Karottenauflauf (Porkkanalaatikko) mit Milchreis gegessen. Diese Gerichte sind von Natur aus vegetarisch.

In Südeuropa variieren die vegetarischen Optionen je nach Land. In Italien wird Gemüselasagne mit cremiger Polenta und gefülltem Gemüse, etwa Spinat mit Ricotta, kombiniert. In Spanien sind die Sopa de Navidad mit Gemüse und die Escalivada (gebratenes Gemüse) eine beliebte Wahl. In Portugal können Kohlsuppe (Caldo Verde) und Reis mit Gemüse für Vegetarier:innen den Bacalhau durch Pilze oder Tofu ersetzen. So bieten die Weihnachtsessen in Europa auch ohne Fleisch eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten.

Ich habe mich gefragt, wie in Europa Weihnachten gefeiert wird. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zeigt ein Blick auf Europa: Es lassen sich viele gemeinsame Traditionen entdecken – zugleich bleibt jedes Land seinen eigenen Bräuchen treu und verleiht dem Weihnachtsfest eine individuelle Bedeutung.