Katzen faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden – von der Sphinx im Alten Ägypten bis hin zu modernen Internetstars mit Millionen Followern. Doch was passiert, wenn die eigene Katze ganz ohne Absicht viral geht?
Ein Kater wird zur Campus-Berühmtheit
Stell dir vor, du hast eine Katze. Sie liebt es, durch die Nachbarschaft zu streunen, kommt aber immer wieder treu nach Hause. Und plötzlich ist sie berühmt – auf Social Media, im Fernsehen, auf dem Campus. Menschen folgen ihr auf Schritt und Tritt. Und du? Du wirst für Interviews angefragt – nur, weil dein Haustier zum Star geworden ist.
Für Franziska – oder Franzi, wie sie meist genannt wird – ist das kein Gedankenexperiment. Die Jura-Studentin an der Universität Passau lebt mit ihrem Kater in einer Wohnung unweit des Campus. Was zunächst nach einem normalen Zusammenleben klingt, hat sich seit Oktober 2023 grundlegend verändert: Denn ihr Kater ist niemand Geringeres als Kadu – der Kater an der Uni.
Von der Couch auf die Bildschirme
Kadu ist orange, flauschig und mittlerweile berühmt. Sein Instagram-Account – nicht von Franzi betrieben – zählt über 11.600 Follower. Ob auf dem Campus, in der Bibliothek oder mitten in einer Vorlesung: Wo Kadu auftaucht, zücken Menschen ihre Handys.
Zu Hause trägt der Kater übrigens einen anderen Namen – aus Gründen der Privatsphäre bleibt dieser geheim. Franzi wuchs mit Tieren auf und wusste, dass sie auch in Passau nicht auf tierische Gesellschaft verzichten wollte. „Ganz durch Zufall bin ich auf Kadu gestoßen“, erzählt sie. Dass er einmal ein Social-Media-Star werden würde, hätte sie nie erwartet.
Der Mitbewohner, der keine Miete zahlt
Für Franzi ist Kadu vor allem eins: ein liebenswerter, eigensinniger Mitbewohner. „Wie ein betrunkener Teenager“, sagt sie lachend. „Ich muss ihn regelmäßig irgendwo abholen.“
Kadu geht gerne auf eigene Tour – und genau das macht ihn für viele Studierende so besonders. Regelmäßig taucht er mitten in Vorlesungen auf, legt sich auf Taschen oder Bücher und sorgt so für eine willkommene Unterbrechung des Studienalltags.
Zwischen Streichelzoo und Hausordnung
Die Universität selbst ist allerdings weniger begeistert. Im Dezember 2024 veröffentlichte sie ein Statement, das Studierende daran erinnerte, keine Tiere in die Gebäude mitzubringen – aus hygienischen Gründen. Doch Kadu lässt sich davon nicht beeindrucken. Immer wieder wird er in der Bibliothek oder im Juridicum gesichtet. Selbst wenn ihn das Personal hinausbegleitet, bleibt er nicht lange weg.
Für viele Studierende ist Kadu ein inoffizielles Maskottchen geworden. Doch Franzi bittet eindringlich: „Bitte nicht füttern.“ Auch wenn er noch so süß sei – Katzen seien Gewohnheitstiere. „Leckerlis sind okay – aber in Maßen.“ Denn Kadu ist und bleibt ein Tier mit eigenen Bedürfnissen und Grenzen. Wenn er genug hat, macht er das deutlich – mit Fauchen, Kratzen oder einem schnellen Rückzug.
Der Social-Media-Kater
Der Instagram-Account von Kadu entstand im Oktober 2023. Seither wächst die Fangemeinde kontinuierlich. Die meisten Fotos und Videos werden von Studierenden eingeschickt, manche gehen sogar viral. Franzi hat mit dem Account nichts zu tun, kooperiert aber regelmäßig mit den Betreiber:innen – etwa, wenn Kadu mal wieder vermisst wird.
Wie jede bekannte Persönlichkeit hatte auch Kadu bereits seinen kleinen Shitstorm: Ein Video zeigte ihn mit einem gefangenen Vogel im Maul. Die Community diskutierte kontrovers – ist das natürliches Tierverhalten oder unangebracht? Der Beitrag wurde später gelöscht. Die Betreiber:innen erklärten, man wolle ein „Feel-Good-Account“ bleiben.
Zwischen Medienrummel und Alltagsliebe
Kadus Bekanntheit reicht längst über den Campus hinaus. Medien wie BR24, Sat.1 Bayern und die Passauer Neue Presse haben über ihn berichtet. Für Franzi war das anfangs eine Herausforderung: „Ich hatte Angst, auf die verrückte Katzenlady reduziert zu werden“, gibt sie offen zu. Letztlich habe sie sich aber bewusst dafür entschieden – „weil es einfach eine skurrile, schöne Geschichte ist, auf die ich später einmal gerne zurückblicken möchte.“
Kadu hat nicht nur ihren Alltag verändert, sondern auch viele Momente auf dem Campus bereichert. Er ist zum Teil der Studierendenkultur geworden – ein stiller Begleiter mit viel Charme.
Kadu als Lehrmeister
Kadu ist mehr als ein Internetstar. Er ist auch ein Symbol: für Respekt gegenüber Tieren, für die kleinen Freuden im manchmal anstrengenden Unialltag und auch für Achtsamkeit. Kadu erinnert daran, unsere Umgebung bewusster wahrzunehmen – sonst würden wir den Kater womöglich übersehen. Er zeigt uns, was es heißt, geduldig zu sein, wenn er mal wieder in der Bibliothek auftaucht und hinausgetragen werden muss. Und er macht deutlich, dass unser Leben mehr ist als nur Uni – dass es sich lohnt, auf die kleinen Dinge zu achten, um das große Ganze besser zu verstehen.
Trotz allem ist Kadu Franzis Kater. Damit das auch so bleibt, ist der respektvolle Umgang mit ihm entscheidend. Wer Kadu sieht, darf sich freuen – aber sollte ihn nicht bedrängen. Denn auch eine Campus-Kater hat das Recht auf Privatsphäre.
Ein herzliches Dankeschön an Franzi – für ihr Vertrauen, für ihre Geduld und dafür, dass sie ihren Kater mit der Universität teilt.