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Von der Badewanne in die Weltmeere

Ozeane – das wortwörtlich größte Mysterium unserer Erde.  Mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Allein der Pazifik macht ein Drittel, und somit mehr als die gesamte Landfläche, aus. Der Großteil davon ist noch unerforscht und voller Geheimnisse. Die Ozeane sind die Heimat von zigtausenden Lebewesen und Pflanzen, deren Existenz vom Klimawandel bedroht ist. Der Kieler Uli Kunz, studierter Meeresbiologe, Forschungstaucher und Naturfotograf, erforscht diese unbekannte Welt und lebt damit seine Begeisterung für den Ozean. Mit der Live-Show „Leidenschaft Ozean“, von Greenpeace organisiert, tourt er bereits zum zweiten Mal durch 40 deutsche Städte. Am Dienstag hielt er im Redoute in Passau einen mitreißenden Vortrag. 

Das auf Spenden basierte Event lockte ein buntes Publikum in den Theatersaal. Senioren, Studenten und vor allem viele junge Familien mit aufgeregtem Nachwuchs füllten die Reihen schnell. In den zwei Stunden nahm Kunz die Gäste mit auf eine Reise quer durch die Ozeane von Pol zu Pol, von Fjorden über karibische Inseln bis hin zu fremden Tiefen im Süden.

Begonnen hat seine Begeisterung für das Wasser im Kindesalter. Humorvoll erzählt Kunz von seinem ersten Tauchgang im heimischen Bodensee als junger Bursche, ausgestattet mit Badekappe und Schwimmflügeln. Vom Hecht verschreckt, beschloss er damals, sich dem nassen Element zunächst in der schützenden Badewanne anzunähern. Sein damaliger „Wunsch durch den Abfluss in das große weite Meer gezogen zu werden“, würde bald Wirklichkeit werden.

Jüngst für ZDF und Terra X auf Tauchstation gewesen, beginnt der Naturfotograf eine zweistündige Foto-Reise durch den Pazifik. Er begleitete Buckelwale auf dem Weg in den Süden, wo diese ihre Jungen gebären. Eindrucksvolle Bilder zeigen aus fast beängstigender Nähe diese sanften Riesen – verschwindend klein daneben Kunz mit seiner Kamera. Seine Fotos zeigen Momente, die bei seinen Arbeiten rund um den Globus entstanden sind.

Der Meeresbiologe ist immer dabei, immer mitten drin. Er scheut keinen Kontakt mit Fischen, Krabben und Walen. Vielmehr genießt er die Magie, wie er es nennt, wenn die Tiere das Vertrauen zu ihm aufbauen und er mit ihnen auf Tuchfühlung geht. So erzählt er von Robben, die von seinen Taucherflossen so fasziniert waren, dass sie diese selbst beim Weiterschwimmen mit ihren Vorderflossen nicht losgelassen haben. Von einem Walhai, der ihm beim Ausweichen einen Kopfschlag mit seiner massiven Flosse verpasst hatte, als dieser auf der Jagd war. Für die spektakulären Aufnahmen, die bei diesen Begegnungen entstehen, harrt er oft Stunden, manchmal Tage an der selben unbequemen Stelle über oder unter Wasser aus, nur um einen bestimmten Moment einzufangen.

„Am liebsten tauche ich im kalten Wasser“, sagt er.

Besonders die Arktis mit ihren vielen, an diesen feindlichen Lebensraum angepassten, Bewohnern hat es ihm angetan. Für seine Expeditionen dorthin scheut er keine Mühen und steht deshalb nicht selten mit seiner 150 Kilogramm Ausrüstung am Flughafen. Wenn er in Unterwasserhöhlen forscht, taucht er hauptsächlich durch enge dunkle Gänge. Er muss oft Nächte in unterirdischen Hohlräumen verbringen, um die einzelnen Etappen zu überwinden.

Beim Betrachten der Bilder hat man manchmal Angst um den Biologen, wenn einem die Größe und Macht seiner Bekanntschaften im Meer bewusst wird. Die den jeweiligen Stimmungen entsprechende instrumentale Filmmusik  im Hintergrund, die die eingeschobenen Videosequenzen untermalt, erzeugt eine ehrfürchtige Stimmung im Saal. Detaillierte Erzählungen von Kunz fesseln selbst die Kleinsten im Raum, die bei Walgesängen kichern oder bei merkwürdigen Tiefseekreaturen nach Luft schnappen. Fast schon spielerisch baut der Forscher Zahlen, Fakten und Daten in seine Präsentation ein und schafft es damit, das Bewusstsein für diesen bedrohten Lebensraum zu schärfen.

Natürlich hat die Veranstaltung einen kommerziellen Hintergrund, da Greenpeace für seine Ziele aufmerksam machen und neue Mitglieder werben will. Folglich geht Kunz nicht nur auf die farbenfrohe Wasserwelt ein, sondern macht dem Zuhörer auch bewusst, mit welchen massiven Problemen diese Ökosysteme weltweit zu kämpfen haben. Unbeschönigt zeigt er Bilder von toten Küken vor Helgoland, die sich beim ersten Freiflug aus dem aus Plastikmüll gebauten Nest strangulieren. Schuld sind die Fäden und Netzstücke von Fischernetzen. Eine Untersuchung zeigte, dass es dort kein einziges Nest mehr ohne Plastik gibt. Ähnlich einer Henkers-Szenerie hängen die Kadaver wie ein Mahnmal massenweise vor der Küste.

Nicht nur (Mikro-)Plastik, sondern auch der Klimawandel spielt eine große Rolle. Bilder von abgestorbenen Korallenriffen und verhungerten Eisbären zeigen deutlich, was die ansteigenden Temperaturen für unsere Natur bedeuten. Kunz hofft mit seinen Vorträgen, die er auch an Schulen hält, etwas in den Köpfen der Menschen verändern und zum Nachdenken anregen zu können. 

Für alle Interessierten ist hier der Link für die kommenden Tourdaten von Uli Kunz und Greenpeace: 

https://www.greenpeace.de/leidenschaft-ozean

Foto: Paula Blain

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