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More than happiness – Matija zu Gast im Zauberberg

Foto: Tamina Friedl

Draußen dichtes Schneegestöber, die Stadt ganz weiß und still. Drinnen wird es laut. Pale Boy Tanning hat das Publikum im Zauberberg schon ordentlich aufgewärmt. Als dann schließlich Matija die Bühne betritt, fällt sofort der Startschuss für knappe zwei Stunden feinsten Indie-Pop, Tanzen und Springen, Publikumschor…und schwedische Witze. 

Die Münchner Band trägt denselben Namen wie ihr Lead-Sänger Matija Chlupacek (Gesang, Gitarre, Bass, Blockflöte). Gemeinsam mit Sami Salman (Schlagzeug, Percussion) und Jan Salgovic (Gitarre, Keyboard, Synthesizer) bildet er das Kerntrio der Band. Die drei spielen schon seit 2011 zusammen, damals noch unter dem Bandnamen The Capitols. 2022 schließt sich außerdem Sahand Zarrinkoub (Bass) der Band an. Auf Tour werden die vier von Leander Widmoser an den Drums unterstützt. Seit ihren Anfängen hat sich die Musik der Band stetig weiterentwickelt. Mit zwei Studio-Alben, mehreren Singles und der neuen EP „Age of Anticipation“, die bereits in den Startlöchern steht, zieht Matija aktuell rund 63.000 monatliche Hörer:innen auf Spotify an.

Passau ist nach Mainz und Regensburg der dritte Stopp auf der Tour. Der Band gehe es sehr gut. Nach knapp anderthalb Jahren Tourpause wird schnell deutlich, mit wie viel Energie Matija in die neue Konzertrunde gestartet ist. Das Set beginnt mit einem Song aus ihrem zweiten Album: „saddaysinthecity“. Dabei bleibt für Traurigkeit kein Platz mehr im Zauberberg. Mit einer ausgewogenen Mischung aus ruhigen Klängen und Songs zum Mittanzen bietet die Band ihrem Publikum Musik für jeden Geschmack. In der ersten Hälfte des Sets spielen die fünf zudem zwei Stücke in einer Akustikversion. Besonders die Single „The Road“ entwickelt so eine starke Wirkung. 

You know I’m sorry you only see me on the TV screen.

Ocean’s Blue – Matija

Auch die Single „Ocean’s Blue“, die erst eine Woche zuvor veröffentlicht wurde und Teil der kommenden EP ist, kam beim Publikum gut an. „Ocean’s Blue“ sei während der Arbeit an der EP entstanden, als die Jungs mit einem Vocal Effect rumgespielt hätten, erzählt Lead-Sänger Matija. Er habe die jetzige Chorus-Line gesungen, dann viele verschiedene Harmonien übereinander gelegt und so sei dieser kleine Chor entstanden, der auch jetzt im Song zu hören ist. Der Text der Single spricht einen Nebeneffekt des Musiker-Lebens an. Matija sei aufgefallen, dass man schnell den Anschluss zu Freunden und Familie verlieren könne, wenn man viele Konzerte spiele und viel unterwegs sei. Der Song sei eine Art Entschuldigung: „Vergiss mich nicht, ich bin immer noch da. Tut mir leid, wenn du mich in letzter Zeit eher nur auf Social Media siehst oder im Radio hörst.“ Das Video zum Song ist in Venedig entstanden. Städte seien für Matija eine große Inspiration. So sei Venedig der perfekte Ort gewesen, um das Gefühl des Songs einzufangen. 

„Ich glaube, die EP ist eine sehr intime EP. Man kann sie, glaub ich, sehr gut hören mit einem Glas Wein zu Hause mit dem Schallplattenspieler. Oder auf einer langen Autofahrt“, so beschreibt Matija die neue Platte „Age of Anticipation“. Neben „Ocean’s Blue“ bekommt das Publikum im Zauberberg auch die beiden Singles „A Million Miles Away (From New York)“ und „Touchdown Tuesday“ zu hören, die ebenso auf der EP zu finden sein werden. Musikalisch gebe es viel zu entdecken, „wir haben sehr präzise daran gearbeitet und ich glaube, es ist, alles zusammengefasst, eine Platte, die wie eine ruhige aber starke Welle einfach in den Hafen hereinkommt.“

Can’t you see that this is more than happiness – more or less.

More than Happiness – Matija

Bei bekannten Bandklassikern wie „White Socks“ oder „alliseeisus“ gehen dann auch Wellen durch das Publikum des Zauberbergs. War das Publikum zuvor noch eher wenig textsicher, entwickelt sich hier schnell ein Chor, angeleitet von den Jungs auf der Bühne. Auch Matijas Blockflötensoli – zwar erstmal ungewöhnlich, doch im positiven Sinne besonders – heizen der Menge immer wieder ein. Zwischendrin lockert Sahand die Stimmung weiter auf mit einem schwedischen Witz, den niemand versteht, über den aber trotzdem alle lachen.

Den Abschluss des Sets bildet schließlich „More Than Happiness“. Der Band fällt es schwer, einen Song zu benennen, den sie besonders gerne live spielt. Schließlich seien die Songs an jedem Abend anders. Doch „More Than Happiness“ würden sie schon sehr gerne spielen. „Der ist schon richtig Party“, so Sami. Innerhalb der Band sei es im Übrigen auch unterschiedlich, ob man lieber neue Musik im Studio aufnimmt oder Musik auf der Bühne präsentiert. Für Sami ist die Präferenz klar: „Für mich persönlich ist live einfach der Grund, warum ich Musik mache. Um auf einer Bühne zu stehen und das zu spüren.“ Matija wiederum kann sich nicht entscheiden. Er sei auch ein „Studio-Nerd“. „Ich mag’s auch sehr gern, wenn man sich mal für längere Zeit abkoppeln kann und an einem total ruhigen, abgelegenen Ort ewig an irgendwas rumschraubt“, so der Leadsänger.

Das ist auch der Plan für die nähere Zukunft. „Anfang des Jahres werden wir ein bisschen in ein künstlerisches Exil gehen und ein bisschen schreiben im Ausland. Dann kommen wir zurück und werden das aufnehmen“, so der Fahrplan. Los geht’s schon über Weihnachten. Dann soll eine neue Tour folgen, bevorzugt in den Städten, in die sie es bei der aktuellen Tour nicht schaffen werden. „Und dann freuen wir uns auf einen Festival-Sommer.“ 

Im vom Sommer noch weit entfernten Passau endet unterdessen das Konzert mit zwei Zugaben. Die letzte, „5th Avenue“, sorgt zum Schluss für eine überraschende Moshpit. Vielleicht schon mal eine gute Übung – für den Festival-Sommer 2024. 


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