Liliom. Schon wenn er zum ersten Mal auf die Bühne tritt, geht ein Schmunzeln durch die Reihen. Sein Jackett ist lässig hochgekrempelt, die Knöpfe offen, sodass man sein glitzerndes Silberhemd nicht übersehen kann. Die rechte Augenbraue zieht er arrogant nach oben, während er gekonnt mit einem Schnappmesser herumspielt. Mit einem lauten PLOP öffnet er eine Sektflasche und lässt das Stück beginnen.
Die Theatergruppe Spielsucht hat sich dieses Semester für ein über hundert Jahre altes Stück entschieden. „Liliom“ – das ist die traurig-komische Geschichte des Andreas Zavoczki. Die Geschichte eines Frauenhelden und sensiblen Machos. Das ist die Geschichte von Dienstmädchen Julie, die sich irgendwie verliebt und dann auch wieder doch nicht. Geschrieben wurde das Stück vom ungarischen Dramaturgen Ferenc Molnár. Im Jahr 1909 fand die Uraufführung in Budapest statt und floppte zunächst. Erst mit der deutschen Übersetzung und der ersten Aufführung in Wien konnte sich „Liliom“ mit seiner tragisch-komischen Thematik in die Herzen der Zuschauer spielen.

Auch Spielsucht liefert uns eine Gradwanderung zwischen Hoffnung und Scheitern, zwischen Lachen und Weinen, zwischen Liebe und Schmerz. Robert Hickmann verkörpert die widersprüchliche Type des Liliom so schön – man möchte ihn irgendwie schlagen und umarmen gleichzeitig. Wenn er ganz und gar machomäßig seinen Job beim Jahrmarkt aufgibt, um mit Julie zusammen zu sein, geht einem schon das Herz auf. Wenn er sich aus lauter Scham nicht mehr zu helfen weiß und seine Geliebte auf den Boden schmeißt, will man ihm am liebsten selbst eine klatschen. Theresa Schröter als zarte und ebenso zähe Julie treibt einen fast in die Verzweiflung, weil es so weht tut, sie leiden zu sehen. Weil sie treu bleibt und die Liebe zu Liliom festhalten will. Insgesamt schaffen alle Darsteller eine tolle Atmosphäre, die den Zuschauer voll und ganz in ihren Bann zieht.
Michael Geißelbrecht und Hannah Direktor haben sich in den gefühlsintensiven Stoff von „Liliom“ verliebt – und das merkt man in jeder Minute der Inszenierung. Wie bei einer Achterbahnfahrt führen uns die beiden Regisseure und Gründer der Theatergruppe durch die eigenartige Welt des Liliom. Der Zuschauer wird sogar selbst zu einem Teil des Stücks. Zwischen Lachen und belegtem Schweigen liegt manchmal nur eine einzige Textzeile.
Mit vielen außergewöhnlichen Einfällen und den erfinderischen Details schafft Spielsucht mit „Liliom“ eine Brücke zwischen Gegensätzen. Die Theatergruppe macht aus dem Leben eine Karikatur und zeigt, dass man auch über die ernsten Dinge des Lebens einfach mal lachen muss.
Noch eine Aufführung wird es geben. Heute Abend (22. Januar) um 20 Uhr. Karten sind noch zu haben – für Reservierungen einfach eine PN auf Facebook an Spielsucht schreiben! Dann bleibt nur noch zu sagen: Hingehen! Spaß haben!