Kleidertausch statt Fast Fashion aus Kinderhänden

Auch in diesem Semester veranstaltet die UNICEF Hochschulgruppe Passau ihren Kleidertausch. Damit setzten die Studierenden ein Zeichen gegen ausbeutende Kinderarbeit und rufen zu einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Konsum auf. Zum vierten Mal in Folge findet die Veranstaltung mit stets eifriger Beteiligung nun schon statt – pandemiegeschuldet bereits das dritte Mal in digitaler Form.

„Uns ist es wichtig auch in Zeiten von Corona auf die Situationen benachteiligter Kinder weltweit aufmerksam zu machen. Mit unserem Kleidertausch wollen wir zum Umdenken beim Konsum von Fast Fashion anregen. Denn auch in der Textilindustrie ist Kinderarbeit weiterhin ein dringendes Problem“, erklärt Mara Lebek, welche seit 2020 die Hochschulgruppe zusammen mit Elisa Holzinger, Cassandra Maas und Lotte Neubauer leitet.

Obwohl es in den letzten 20 Jahren gelungen ist, die Zahl arbeitender Kinder weltweit zu senken, werden immer noch 152 Millionen Minderjährige durch Kinderarbeit ausgebeutet. Unter den Begriff „Kinderarbeit“ fallen alle Arbeiten, die zu gefährlich, ausbeuterisch oder körperlich sowie seelisch belastend für Kinder sind und auch solche, die Kinder vom täglichen Schulbesuch abhalten. Dabei werden sie nicht nur ihrer Kindheit, Entwicklung und Bildung beraubt, sondern müssen auch unter äußerst gesundheitsschädigenden Bedingungen arbeiten. In Krisenzeiten, so auch während der Corona-Pandemie, werden immer mehr Kinder zur Arbeit gedrängt, da die Armut in vielen Familien steigt, soziale Dienste nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen und Bildungseinrichtungen geschlossen sind. Laut UNICEF ist davon auszugehen, dass selbst wenn Schulen wieder geöffnet werden, viele Eltern es sich dennoch nicht leisten können, ihre Kinder zurück in die Schulen zu schicken.

Kinderarbeit ist ein vielschichtiges gesellschaftliches Problem und ein Symptom von tieferliegenden Problemen wie Armut. Wenn Minderjährige zum Überleben ihrer Familien beitragen müssen, haben die Kinder meist keine andere Wahl und können aufgrund von Kinderarbeit oft auch keinerlei Bildung erhalten. So fällt es ihnen auch später als Erwachsene nicht leicht, ihr Leben eigenständig zu bewältigen, wodurch sie ihre eigenen Kinder ebenfalls nur schlecht vor Kinderarbeit schützen können. Dadurch entsteht ein Teufelskreis der Armut.

UNICEF selbst geht gegen Armut als Ursache dieser Ausbeutung vor, indem das Hilfswerk Grundbildung für alle fördert. Als nachhaltige Investition in die Entwicklung von Gesellschaften kann Schulbildung Kindern die Möglichkeit geben, später besser bezahlten und fair gestalteten Arbeiten nachzugehen. Weiterhin setzt UNICEF sich dafür ein, die Lebensbedingungen verarmter Familien zu verbessern. Die Entwicklung alternativer Einkommensmöglichkeiten zusammen mit den Familien, die Förderung von Berufsausbildungen für Jugendliche, insbesondere Mädchen und Frauen, sowie die Stärkung sozialer Grunddienste, die auch arme Familien erreichen, sind nur wenige Beispiele für die Arbeit von UNICEF.

Ein großer Teil der arbeitenden Kinder ist in der Textilindustrie angestellt – in Fabriken aber auch auf Baumwollfeldern. Dort werden häufig Pestizide eingesetzt, die nicht nur Schwindel, Kopfschmerzen oder Atemnot auslösen können, sondern laut WHO jährlich bei circa 20.000 Baumwollpflücker:innen sogar zum Tod führen. Kinder sind hierbei gefährdeter als Erwachsene, da ihre Körper die Gifte schneller aufnehmen und ihre Organe noch nicht komplett ausgebildet sind, wodurch Schadstoffen nicht ausreichend vom Körper abgebaut werden können. Auch die giftigen Chemikalien, die bei der Produktion in Fabriken eingesetzt werden sowie die extrem langen Arbeitszeiten von oft mehr als 12 Stunden täglich schädigen die Entwicklung sowie die Persönlichkeitsentfaltung von Kindern und Jugendlichen enorm.

Dass der Fast Fashion Konsum unserer Gesellschaft wesentlich zum Leid dieser Kinder beiträgt ist vielen bekannt. Doch was kann man tun, um den eigenen Mode-Konsum sozialer und nachhaltiger zu gestalten?

    1. Bewussterer Konsum: Beim Kauf von Kleidung gut überlegen, ob das Stück einem wirklich gefällt und ob man es tatsächlich braucht. Oft besitzen wir viele ähnliche Teile, die dann gar nicht häufig getragen werden.
    2. Qualität vor Quantität: Anstatt jedes Jahr dieselben Basic-Shirts neu zu kaufen, sollte man besser in hochwertige Kleidung investieren, die man lange trägt. Um sich beim Einkauf orientieren zu können, bieten seriöse Siegel wie das Fairtrade-, GOTS- oder das IVN Best-Siegel Aufschluss über ökologische sowie soziale Anforderungen an die Herstellungsprozesse. Denn Aufdrucke „Biologischer Anbau“ bedeutet nicht automatisch, dass Kinderarbeit ausgeschlossen ist. Um hier trotzdem Geld zu sparen lohnt sich der Besuch von Second Hand-Shops oder Apps wie Vinted, Depop oder aber auch eBay-Kleinanzeigen.
    3. Aus zweiter Hand: Wie bereits erwähnt bieten Second Hand-Shops, verschiedene Apps oder auch ein Kleidertausch wie der der UNICEF Hochschulgruppe die Möglichkeit, gebrauchte Klamotten günstig oder kostenfrei zu ergattern. Gleichzeitig kann man auch die eigenen Kleidungsstücke, die nicht mehr passen oder nicht mehr gefallen, loswerden und damit jemand anderem eine Freude machen.
    4. Vermeiden von Impuls-Käufen: Vor dem Shoppen eine Liste schreiben mit Dingen die wir haben möchten. Doch stopp! Anstatt nun sofort loszulaufen legen wir diese Liste erst ein paar Tage beiseite und schauen sie uns anschließend nochmal an. Wollen wir die Sachen immer noch kaufen oder war es nur eine spontane Eingebung (die womöglich auch nur von unserem Unterbewusstsein durch Trends auf Social Media heraufbeschwört wurde)?
    5. Stell dir (bewusst!) die richtigen Fragen: Habe ich etwas ähnliches schon zuhause? Ist es mein Stil? Kann ich das Teil zu vielen meiner Klamotten kombinieren? Wird es mir lange Freude bereiten, wird es lange halten?

Zuletzt: Niemand ist perfekt, alles ist ein Prozess. „Es ist gar nicht nötig sein Leben von heute auf morgen umzukrempeln, viel wichtiger ist es, sich über die eigenen Handlungen bewusst zu werden, umzudenken und sich langfristig Schritt für Schritt zu verbessern“, so Mara. Wer einen ersten Schritt in Sachen bewusster und nachhaltiger Mode-Konsum tun will, findet mit dem Kleidertausch der UNICEF Hochschulgruppe vom 18.06. – 20.06. die perfekte Möglichkeit.

Im Wintersemester 19/20 fand der Kleidertausch noch in der Uni statt.
Die verpackten Kleidungsstücke vom Kleidertausch im Wintersemester 20/21 – bereit für ihr neues Zuhause!

Weil ihr Kleidertausch in jedem Semester ein großer Erfolg war, hat sich die Hochschulgruppe diesmal noch eine weitere Idee einfallen lassen: „Klamotten aus denen kleine Kinder bereits herausgewachsen sind, sind meistens noch super erhalten und müssen keineswegs weggeworfen werden. Deshalb bieten wir dieses Semester auch einen Kinder-Kleidertausch für Eltern von Kindergartenkindern an. So finden die Klamotten die nicht mehr passen ein neues Zuhause und gleichzeitig können neue passende Kleidungsstücke für die Kleinen gefunden werden“, erzählt Mara. Sowohl für den Kleidertausch für Studierende als auch den Kinder-Kleidertausch wurde ein Corona-konformes Konzept auf die Beine gestellt.

Die Kleidung kann somit kontaktlos an den jeweiligen Abholstationen abgegeben werden. Nachdem die Klamotten dann für einige Tage in Plastikboxen aufbewahrt wurden, werden sie via Instagram (für Studierende) oder Facebook (für Eltern) veröffentlicht. Nach dem First-come-first-serve-Prinzip in den Kommentaren finden die Second Hand-Stücke so wieder ein neues Zuhause. Die Abholung erfolgt im Anschluss ebenso kontaktlos, während die übrigbleibende Kleidung schließlich an das Deutsche Rote Kreuz gespendet wird.

Alle die mitmachen wollen können sich mit einer Nachricht bei der UNICEF Hochschulgruppe Passau melden. Studierende via Instagram @secondhand_unicefpassau, Eltern über die Facebook-Seite @UnicefHochschulgruppePassau

 

 

Quellen:
www.unicef.de
www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de