Gesang, Gelächter und große Emotionen – Hinter den Kulissen des Passauer Unikinos

Anstatt Netflix zu durchstöbern mal ins Unikino zu gehen, ist kein großer Aufwand, aber für gerade mal zwei Euro pro Vorstellung eine schöne Abwechslung. Mindestens einmal die Woche heißt es Leinwand frei, wenn Studenten im Audimax Klassiker, Genreware oder ab und an Oscargewinner bestaunen können. Doch wer steckt eigentlich dahinter und sichert uns die Versorgung mit filmischen Freuden? Der Vorsitzende der Hochschulgruppe Unikino Markus Kiermayer verrät blank den Ablauf hinter den Kulissen.

Markus, 26, studiert aktuell European Studies im Master. Im Gespräch erzählt der Filmbegeisterte, wie er in seinem zweiten Bachelor-Semester im Sommer 2014 über eine Ausschreibung zu der Hochschulgruppe gefunden hat: „Es gab damals noch einen Grillabend auf der Innwiese zum Kennenlernen und seitdem bin ich durchgehend dabei.“

Angefangen hat es mit vier Filmen pro Semester

Die Unikino-Gruppe feierte im Mai 2018 ihren zehnten Geburtstag und umfasst gegenwärtig 17 Personen. Von den bescheidenen Anfängen ging es über verschiedene Hörsäle, schließlich ins Audimax, in dem die Filme seit 2014 präsentiert werden. Auch das Angebot ist stetig gewachsen: Waren es zu Beginn noch vier Filme pro Semester, so ist die Zahl dieser inzwischen auf durchschnittlich 18-20 angestiegen.

Von der Lizenz bis zum Programm

Kooperationspartner und zentraler Knotenpunkt des deutschlandweiten Unikino-Netzwerks ist die AG Unifilm in Göttingen. Als „Team hinter den Teams“ unterstützen sie die Hochschulgruppen und beantragen Filmlizenzen. Das Programm für das Unikino in Passau wird jedoch komplett von der Hochschulgruppe vor Ort zusammengestellt. Die Planung für das Wintersemester erfolgt im Juli und August, für das Sommersemester im Februar und März. Dabei wird eine Liste von etwa 100 sehenswerten Filmen erstellt, für die jedes Teammitglied Vorschläge einbringen kann. Von dieser vorläufigen Liste suchen sich Markus und sein Team, ihre persönlichen Top 20 aus und schicken diese nach Göttingen, um die Verfügbarkeit der Lizenzen zu prüfen. Sofern keine weiteren Änderungen gemacht werden müssen und alle Titel vorführbar sind, steht nun das endgültige Programm fest.

Die Mitglieder der Hochschulgruppe haben vor allem vor und nach den Vorführungen einiges zu tun: Sie müssen die Kasse und die Eintrittskarten vorbereiten und die Tombola ankündigen. Das Publikum kann vor jedem Film DVDs und Blu-Rays gewinnen. Nach der Vorstellung wartet die Putz- und Aufräumarbeit.

 „Mit dem, was die Leute schon alles bei uns vergessen haben, könnten wir inzwischen mehrere Dörfer einkleiden“, erzählt Markus Kiermayer. Von Regenschirmen und Schals über Geldbeutel und Wasserflaschen bis zu Ringen und Schmuck wurde schon fast alles im Saal gefunden.

Außerdem unterstützt das Passauer Unikino die Aktion „Deckel gegen Polio“: An den Ausgängen finden sich stets Sammelstellen für Plastikflaschendeckel, welche dazu dienen, Impfdosen gegen Kinderlähmung zu finanzieren.

Passau: Platz 3 der deutschen Unikinos

Das Passauer Unikino ist in ganz Deutschland das dritterfolgreichste. Der Film mit den meisten Besuchern hier war The Great Gatsby im Wintersemester 2013. Der zweiterfolgreichste war übrigens Frozen im Rahmen des Disney-Überraschungsabends im Wintersemester 2018. Die Vorführung von John Crowleys Brooklyn ist Markus ebenfalls sehr positiv in Erinnerung geblieben: Das auf den ersten Blick eher unspektakuläre Beziehungsdrama konnte durch seine gelungene Machart die Zuschauer derart stark emotional involvieren, dass es für den gesamten Saal zu einer mitreißenden Publikumserfahrung wurde: „Als dann schließlich die Intrigen aufgelöst wurden, hat der ganze Saal aufgeatmet.“

Generell kann man einige Genres ausmachen, welche im Rahmen des Unikinos besonders gut funktionieren: Einmal klassischerweise Komödien, insbesondere wenn sie romantischer Natur sind. Eine ähnliche Resonanz gibt es bei Horrorfilme mit möglichst vielen Jumpscares: So kam zum Beispiel A quiet Place im Rahmen der diesjährigen Halloweennacht sehr gut an. Was vielleicht ein wenig überraschend erscheint, aber eigentlich doch naheliegend ist: Insbesondere Musicals erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit. So haben sich die Unikino-Zuschauer in jüngster Vergangenheit bei Filmen wie The Greatest Showman stark mitreißen lassen.

Die Unikinogruppe trifft sich im Team alle zwei Wochen, jeder darf gerne vorbeikommen und mitmachen. Weiterhin wird im Rahmen der Filmvorführungen auch gerne eine Bühne für andere Hochschulgruppen geboten. In der Vergangenheit kam es so bereits zu Kooperationen mit u.a. Rock your Life, Innkubator, Onde und Unicef

Zweimal im Semester veranstaltet die Hochschulgruppe Unikino das Pub-Quiz im Zauberberg, das sich großer Beliebtheit erfreut. Hierzu ist auch jeder eingeladen, der mit seinem Wissen rund um das bewegte Bild glänzen möchte.

Für die Zukunft wünscht sich Markus Kiermayer, „dass das Publikum immer weiter ins Unikino kommt und die Hochschulgruppe weiterhin zum kulturellen Leben an der Uni beitragen kann“. Nach einer kurzen Pause fügt er noch mit einem Grinsen hinzu: „Und mehr Gäste bei anspruchsvolleren Filmen wären natürlich auch schön.“