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Böhmermann scheitert an „Wetten, dass..?“

Für Jan Böhmermann geht ein Traum in Erfüllung. Gestern wurde der erste Teil seiner Neuinterpretation von „Wetten, dass..?“ gesendet. Nach einer Panne bei der Ausstrahlung einer Episode von Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ forderte der Moderator als Entschädigung, eine eigene Ausgabe des eigentlich längst eingestellten Fernsehdinosauriers. Ob das Ergebnis langjährige Fans der Kultsendung glücklich machen kann, ist eher fraglich. Aber zumindest eingefleischte Böhmi-Fans sollten doch ihre Freude haben. Oder?

Eines ist klar. Es handelt sich bei der gestrigen Show nicht um Satire. Böhmermann selbst hat oft genug gezeigt, wie Satire im Jahr 2016 funktioniert. Davon war nichts zu sehen. Leider kann man Böhmermanns Experiment bis jetzt bestenfalls als ambitionierte Hommage bezeichnen, die zwar gekonnt mit Altbekanntem jongliert, dabei jedoch sogar das geringe Mindestmaß an professioneller Ernsthaftigkeit vermissen lässt, das für ein junges, kreatives „Wetten, dass..?“ erforderlich gewesen wäre.

Der Schritt war mutig. Nachdem die 34-jährige Geschichte der Sendung mit der letzten Show im Dezember 2014 zu Ende ging,  wurde es still um die einstmals wichtigste europäische Samstagabendshow. Zwar äußerte Böhmermann bereits mehrmals den Wunsch „Wetten, dass..?“ zu moderieren, allerdings schien die Wahrscheinlichkeit, dass das ZDF sein liebstes Kind in die Hände des polarisierenden Satirikers legen könnte, bis vor wenigen Tagen noch gleich Null zu sein. Insofern war die Ankündigung, dass eine Sonderausgabe von „Wetten, dass..?“ im Rahmen des „Neo Magazin Royale“ ansteht, wohl für jedermann eine Überraschung.

Die Idee war gut, die Umsetzung schlecht. Niemand hatte im Vorfeld erwartet, dass Böhmermann seine Zuschauer durch einen trockenen Abend familienfreundlicher Fernsehunterhaltungen geleiten würde. Der Name Böhmermann steht für bissige und intelligente Satire. Wie gut konnte man sich vorstellen, wie er das angestaubte Konzept in seine Einzelteile zerlegt, um daraus etwas ganz Neues zu zimmern. Die ersten Minuten trugen auch eindeutig die Handschrift des Komikers. Wer dann aber einen richtig guten Abend erwartet hat, wurde enttäuscht.

Leider driftet die Show innerhalb kürzester Zeit ins Lächerliche ab. Anstelle einer jungen, frechen, möglicherweise auch satirischen Sendung, zeigte das ZDF 48 Minuten lang, wie Jan Böhmermann die Marotten von Thomas Gottschalk imitiert. Der Versuch eine „Wetten, dass..?“-artige Sendung ohne eine einzige echte Wette zu machen ist ohnehin gewagt. Aber auch das augenzwinkernde Abarbeiten von Klischees hätte durchaus seinen Charme, wäre es nicht das einzig gelungene Element dieser Sendung.

Was dem Publikum gestern vorgesetzt wurde, war Klamauk, nicht mehr und nicht weniger. Hatte der Moderator vor einigen Monaten noch gezeigt, dass er mit frischen Ideen und ohne Rücksicht auf irgendwelche Konventionen nicht nur das „Neo Magazin Royale“, sondern auch eine fantastische Talkshow leiten kann, hat er mit „Wetten, dass..?“ einen Rahmen für seine Kunst gewählt, der überhaupt nicht dazu passt.

Die ganze Sendung war ein großer Witz. Nur leider fehlte die Pointe.

 

 

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