Zum Totlachen oder tot gelacht?

Er ist zurück – seit dem 17. Mai ist Marvels Großmaul im knallengen roten Superheldenanzug wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Deadpool, gespielt von Ryan Reynolds, hat 2016 als rotzfrecher Antiheld das Publikum begeistert. Der satirische Superheldenfilm nahm mit viel schwarzem Humor ein ganzes Genre auf den Arm und wurde ein echter Überraschungshit. Nun sind die Erwartungen an „Deadpool 2“ hoch.

Bereits in den ersten paar Minuten des Films teilt Wade Wilson alias Deadpool  auch diesmal wieder ziemlich aus. Es gibt einen blutigen Rachefeldzug und Gliedmaßen fliegen durch die Luft – untermalt von Marvel-typischen, fast zu perfekten Kampf-Choreographien und lauter Pop-Musik. Dabei haben seine Gegenspieler selten eine Chance, denn aufgrund einer Mutation ist Deadpool beinahe unzerstörbar – verletzte Körperteile wachsen bei ihm einfach wieder nach. Währenddessen haut der Antiheld ein paar erfrischend unpolitische Sprüche raus und sorgt damit für einige Lacher. Dabei nimmt er Alles und Jeden aus der Superhelden-Szene verbal auseinander, sodass Fans des Genres bei vielen versteckten Easter Eggs auf ihre Kosten kommen. 

So weit wie gehabt – aber genau hier liegt das Problem des Actionstreifens. Die meisten Witze hat man so, oder in abgewandelter Form bereits im ersten Teil gesehen: aus der nachwachsende Mini-Hand des Antihelden, die schon fast Kult wurde, werden diesmal Mini-Beinchen inklusive Baby-Füßchen – wie originell. So reihen sich eine Vielzahl zynischer und meist einfallsloser Witze nach dem Prinzip „mehr ist mehr“ aneinander in der Hoffnung, dass zwischendurch einer dabei ist, den auch das Publikum gut finden muss. 

Demselben Prinzip folgen auch die Kampfszenen. Es wird so viel abgehackt und herumgeballert, dass man den Überblick verliert, oft aus der Handlung gerissen wird und bereits wenige Minuten später schon nicht mehr weiß, was genau eigentlich passiert und wer alles gestorben ist. Eigentlich sind Kampfszenen eine Spezialität von David Leitch, unter anderem bekannt aus „Atomic Blonde“, der nach Tim Miller die Regie für „Deadpool 2“ übernommen hat. Leider wirken diese actionreichen Passagen, anders als beim Vorgänger, überladen und das obwohl die Marke „Deadpool“ von einer gewissen Überzogenheit lebt.

Und auch die übrige Handlung ist eher wirr. Durch eine Reihe unglücklicher Ereignisse, hat Deadpool Zeit sich voll und ganz seinem Superhelden-Dasein zu widmen und rutscht geradewegs in einen Konflikt  zwischen dem aus der Zukunft kommenden Cable und dem jungen Mutanten Russel. Dieser steht ganz oben auf der Todesliste von Cable und aus nicht ganz uneigennützigem Interesse macht es sich Deadpool zusammen mit der frisch gegründeten „verkackten, superduper Gruppe“ X-Force zur Aufgabe den Jungen zu retten.

Ein paar bekannte Gesichter aus dem ersten Teil tauchen wieder auf, bekommen aber wenig Raum und dienen nur dem Zweck die Handlung einigermaßen logisch wirken zu lassen. Stattdessen gibt es eine Menge Monologe und Ryan Reynolds Gesicht grinst den Zuschauer immer wieder süffisant an, wenn er das Publikum direkt anspricht und über die nächste Szene lästert. Dabei schafft er es mit einigen selbstreflektierten Gags die Stimmung immer wieder aufzulockern.  

Obwohl „Deadpool 2“ vor allem im Vergleich zum ersten Teil einige Schwächen hat, schafft er dennoch, was er will, nämlich die Zuschauer mit seinem tiefschwarzen und zynischen Humor immer wieder zum Lachen zu bringen. Es bleibt also ein actionreicher, etwas überladener Superheldenfilm, der bis obenhin vollgepackt mit schmutzigen Witzen vor allem Fans des Marvel-Universums Spaß machen wird.