The Walking Dead – Aber ohne Zombies?

Was passiert, wenn man eine Science-Fiction-Serie mit einem Post-Apocalypse Setting kreuzt? Eine ähnliche Frage dürften sich auch Jannis Tai Mosholt, Essen Tort Jacobsen und Christian Potalivo gestellt haben. Sie sind die Köpfe hinter Netflix’ erster dänischer Eigenproduktion mit dem Titel “The Rain”, die am 04. Mai 2018 bei dem Streamingdienst erschienen ist. Aber ist dabei auch etwas Brauchbares herausgekommen? Schauen wir einmal rein.
Die Pilot-Folge fesselt, denn der erste etwas langweilige Eindruck von der weiblichen Hauptfigur Simone (gespielt von Alba August) stellt sich als gründlich falsch heraus, als sie plötzlich aufgrund der verheerenden Folgen eines Virus, der sich über das Grundwasser und immer wiederkehrende Regenstürze verbreitet, zur Hauptverantwortlichen für ihren kleinen Bruder Rasmus (später gespielt von Lucas Lynggaard Tønnesen) wird und ein erbarmungsloser Überlebenskampf beginnt.
Als Simone und Rasmus nach sechs Jahren das erste Mal den Bunker verlassen, in den sie ihr seit dem Ausbruch des Virus verschwundener Vater damals geschickt hat, und wieder unter freiem Himmel stehen, ist die Zivilisation so gut wie ausgestorben und die beiden haben keine Ahnung, was mit der Menschheit passiert ist.
Besonders dieser Part erinnert sehr an einen gewissen Rick Grimes dem es in der ersten Folge von The Walking Dead ähnlich ergeht, als er aus dem Koma erwacht und eine leergefegte Stadt mit vereinzelten “Beißern” (die uns bei “The Rain” zum Glück erspart bleiben) aber ebenfalls keine einzige lebende Seele vorfindet.
Die beiden stellen sich die Frage, woher Simones Vater als Einziger von dem Bunker und von der Notwendigkeit vor dem Regen zu flüchten wusste.
Dieser Konflikt ist der rote Faden der Handlung und Simone macht es sich zur Aufgabe, ihren verschollenen Vater zu finden, und die Frage zu klären ob er noch lebt und was er über den Virus weiß.
Im Laufe des Abenteuers entwickelt sie sich zur toughen Überlebenskämpferin und kann, als sie auf eine Gruppe weiterer Jugendlicher trifft, diese davon überzeugen, gemeinsam mit ihr und Rasmus weiterzuziehen.
Von nun an lassen obligatorische Dreiecksbeziehungen und hier und da eingestreute tragische Schicksale nicht lang auf sich warten.
Eine düstere Unterhaltung, die sich irgendwo zwischen systematischen Erschießungen und Teenie-Schaumschlachten in der Dusche einpendelt, nimmt den gewillten Zuschauer schließlich für “The Rain” ein. Die Folgen werden untermalt von teilweise sehr unerwarteter Indie-Musik, die erstaunlich gut zu dem Bruch, den die Serie darstellt zu passen scheint. Visuell lebt die Serie von einer sehr kühlen Farbgebung mit viel Schatten, so dass sich eine “verregnete” Stimmung einstellt – nicht ganz unpassend.
Ist “The Rain” nun ein Meisterwerk mit haufenweise poetischem Mehrwert? Eher nicht. Aber jede Folge hinterlässt ein Gefühl – mal ist es Mitleid, mal Wut, mal Verachtung für einen der Charaktere und man möchte wissen, wie es mit den armen Schweinen weitergeht, die kaum zu Essen haben und zu Fuß auf dem Weg zur schwedischen Grenze sind, um jemanden zu finden, der vielleicht tot ist – aber immerhin auf jeden Fall kein Zombie.