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Tausche Passau gegen Minsk

Passau und Minsk trennen nur knapp 1500 km, doch trotzdem scheinen es zwei verschiedene Welten zu sein.
Neugier und Reiselust haben mich nach den Prüfungen nicht lange in Passau verweilen lassen, deshalb habe ich meine Sachen gepackt, ein Visum (Was ist das? Noch nie was von Schengen gehört?) beantragt und bin nach Belarus gefahren, um mich hier vier Wochen lang im Englischunterrichten zu versuchen.
Ehm, wohin, Bela-was? Ja, viele in Deutschland denken leider, Belarus sei ein Teil von Russland, doch es ist ein eigenständiges Land mit 9,5 Millionen Einwohnern, einer eigenen Währung, einem eigenen Präsidenten und einer eigenen Sprache (die zwar kaum jemand spricht, aber sie existiert). Inwieweit es jedoch Papa Russland nacheifert, lasse ich an dieser Stelle mal unbeantwortet.
Soweit, so gut – angekommen in der 2 Millionen-Hauptstadt Minsk, fallen mir mit jedem Tag immer mehr Unterschiede zu unserem Leben in Deutschland auf.
In den nächsten 3 Wochen könnt ihr mich auf meiner Reise begleiten und erfahren, was mir so auffällt.

Teil 1: Tausche Fahrrad gegen Metro

Für mich, die nun seit gut einem Jahr in Passau wohnt und in einer Kleinstadt aufgewachsen ist, entpuppt sich Minsk als wahre Geduldsprobe.

Die Schule, an der ich das Praktikum absolviere, liegt am Rande von Minsk. Bus und Zug bringen mich innerhalb von 57 Minuten an mein Ziel.
Auch den halben Nachmittag ‚unter Tage‘ in der Metro zu verbringen, scheint hier keine Besonderheit zu sein. 1,5 Stunden durch die Tunnel von Minsk gerüttelt zu werden, um sich 30 Minuten mit den Freunden zu treffen? – Klar doch!

 

 

Die Metro von Minsk in einem ungewöhnlich leeren Zustand

Rein in die Metro – Raus aus der Metro – 2 Haltestellen mit dem Bus – 5 mit dem elektrischen Trolleybus, dann noch 12 Minuten durch Schneematsch und Wind stapfen, dann bin ich da.

Ich merke schnell: das kann ein lehrreicher Aufenthalt werden für mich , die lieber läuft, als 5 Minuten auf den Bus am ZOB zu warten, die aufstöhnt und mit den Augen rollt, wenn das angestrebte Ziel nicht innerhalb von 25 Fahrradminuten zu erreichen ist und für die U-Bahnen sowieso immer ein Mysterium mit Lebensgefahr darstellte.

Also ein Hoch auf Passau in unserer Zeit, in der wir ja alle so gestresst sind, in der Zeit Geld ist, in der jede Minute zählt, wir beim Fahrradfahren Brötchen essen,  im Fitnessstudio dann auf einem festgeschnallten Fahrrad weiterstrampeln, Mails checken, mit Mama telefonieren und die letzte Vorlesung bearbeiten.