„Nimm als Überschrift: ‚Chris Tall – er war zu krass'“

[vc_row][vc_column][vc_column_text]“Tut so, als ob ihr freiwillig hier wärt“, fordert Chris Tall uns bei seiner Show „Selfie von Mutti“ am vergangenen Freitag in der Passauer Dreiländerhalle „in der Nähe von Tschechien“ auf. Hier also zwei Eindrücke von der 190. Vorstellung seiner Tour.[/vc_column_text][vc_tta_tabs][vc_tta_section title=“Sympathische Flachwitze“ tab_id=“1497168263217-354a61a8-d3d1″][vc_column_text]„Witze über Rollstuhlfahrer, Schwarze und Stotterer ziehen bei euch, über Schwule nicht so“, hat sich im Laufe des Abends „herauschristallisiert“, so der Comedian Chris Tall selbst über sein Publikum, das aus „lauter Assis“ bestehe. Nach einem bombastischen Intro mit blinkenden Bühnenelementen und etwas Elektropop kommt er auf die Bühne. Er kommt?, fragt er, wirklich? Oder rollt er, schwappt er? Was auf jeden Fall über uns schwappt ist eine Welle aus Witzen über „Fette“, wobei er sich am liebsten auf sich selbst bezieht, und Witze unter der Gürtellinie. Das auch gerne kombiniert. Mithilfe einer Strichliste, die wir in der zweiten Hälfte führten und auf die gesamte Show hochrechneten, kamen wir bei ersteren so auf 30 (einer pro 4 Minuten), bei letzteren auf 25 (einer pro 5 Minuten). Vielleicht hat Tall hinsichtlich der Einschätzung seines Publikums Recht.

Doch genau diese Art Humor war erwartet. Sympathisch erzählt mit regelmäßigen „Darf er das?“-Momenten kommt fast niemand um den einen oder anderen Bauchmuskelschmerz vom Lachen herum. Außer diejenigen – oder vielleicht auch besonders diejenigen – die Tall sich aus dem Publikum herauspickte und geschickt in sein Programm einbaute. So lernten er und das Publikum Kevin, den Holzmechaniker („Ich und mein Holz, ich und mein Holz“), den Rollstuhlfahrer André („Warum hast du einen Rollstuhl?“ – „Kann man von der Steuer absetzen“) und den 13-jährigen Fabian und seine Eltern („Papa zeigt… erklärt dir dann alles nach der Show“) kennen. Dabei stellt er fast schon zu emotional noch einmal sein Konzept vor, das ihn berühmt gemacht hat – Witze über alle machen, und zwar auf Augenhöhe: „Fabian, aber wenn du sagst, meine Witze haben dich verletzt, dann entschuldige ich mich bei dir dafür. Und Kevin, wenn.. ach, der versteht die Witze eh nicht.“

„Wir sind ja jetzt schon Familie“, meint Tall nach anderthalb Stunden, und irgendwie hat er Recht. „Der Dicke da vorne“ scheint so echt und ehrlich, dass es nicht wirkt, als würde er einfach zum 190. Mal dieselbe Show abspulen. Bezug auf das Thema der Show – „Selfie von Mutti“ – nimmt er ja auch kaum, sondern scheint viel zu improvisieren. Ein netter Abend also, der für das nächste halbe Jahr mit Flachwitz versorgt. Abnehmen darf Tall aber niemals – dann wäre ein großer Teil seiner Witze dahin.

 

Kritik: Judith Rietzl[/vc_column_text][/vc_tta_section][vc_tta_section title=“Zu wenig Weißbier“ tab_id=“1497168263370-150a03e7-61cb“][vc_column_text]Ich kannte Chris Tall nur von seinem „Darf er das?“-Auftritt bei TVTotal (Jetzt fühle ich mich alt…), der damals oft bei Facebook geteilt wurde, da er aus der eintönigen deutschen Comedy-Masse herausstach. Was Witze über Minderheiten angeht, war er damit durchaus ein Pionier. Seine Message des damaligen Auftritts war, dass alle nur Menschen seien und man sich über alle Menschen, inklusive Minderheiten, gleichermaßen lustig machen solle, da man sie sonst ausschließen würde.

Für jemanden der den Humor à la „Treffen sich zwei Rollstuhlfahrer, sagt der eine zum anderen „Was geht?“ – „Du nicht““, durchaus unterhaltsam findet, waren viele Witze dieser Art zu erwarten. Etwas enttäuscht war ich dann, als sich herauskristallisierte, dass es in der ersten Hälfte des Programms fast ausschließlich simple Pimmelwitze unter der (bei Chris Tall sehr umfangreichen) Gürtellinie gab.

Positiv war jedoch, dass sein (im Gegensatz zu ihm) nicht besonders breit aufgestelltes Programm viel auf Publikumsinteraktion basiert hat und er so überraschend schlagfertig sein Improvisationstalent zeigen konnte. So hatte man nicht den Eindruck, dass sein Auftritt in Passau nur einer von 200 war. In der zweiten Hälfte zeigte er dann auch endlich den Humor, mit dem er bekannt geworden war.

„Mir ist wichtig, das wir nicht ÜBER Eltern, Schwarze und Behinderte lachen, sondern MIT ihnen. Denn Humor vereint und grenzt niemanden aus.“ 

Nach diesem Motto gestaltete er den Großteil der zweiten Hälfte seines Programms, wobei er vom (nicht arbeitslosen) Kevin bis zum querschnittsgelähmten Andre, der zur Freude Chris Talls und des Publikums äußerst schlagfertig war, niemanden ausließ, auch  nicht sich selbst und seine Figur, wodurch man ihm auch leichter abnehmen konnte, dass er es nicht böse meint, wenn er sich über andere lustig macht.

Apropos Abnehmen: da stellte sich dem besonnenen Zuschauer (ok, vermutlich waren wie beiden Blank-Redakteure die einzigen…) die Frage, wie Chris sich in Zukunft eigentlich über sich selbst lustig machen will, falls er mal abnehmen sollte.

Als Chris Tall im Publikum Bernhard (mit dem rosa Hemd) von der Passauer Neuen Presse (so eine kleine Provinzzeitung, die ihre Artikel noch auf Papier schreibt) entdeckte, bot er ihm im Gegensatz für ein wohlwollendes Review ein Weißbier an, zu dem Bernhard nicht nein sagen konnte. Chris’ Vorschlag für die Überschrift lautete übrigens „Chris Tall, der war zu krass“

Etwas schade war, dass wir von Blank im Gegensatz zu Bernhard von der PNP leider nicht mit Weißbier bestochen wurden, vielleicht (ziemlich sicher sogar) hätte man dann über den ein oder anderen Flachwitz mehr lachen können.

 

Kritik: Alexander Dürr[/vc_column_text][/vc_tta_section][/vc_tta_tabs][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Überschriftidee: Chris Tall

Beitragsbild: HB-Management[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][/vc_column][/vc_row]