Integrationstag – Nicht über, sondern miteinander reden

Gemeinsam auf Augenhöhe – Ehrenamtliche, Experten und Migranten diskutierten am Samstag bei der Tagung des Integrationstages und suchten gemeinsam Lösungsansätze für ein besseres Miteinander.

Und jetzt bitte einmal alle aufstehen. Fast schon sportlich begann die Tagung des Integrationstages zum Thema „Miteinander leben – wie ein gutes Zusammenleben von Einheimischen und Zugereisten aus aller Welt vor Ort gelingen kann“. Perdita Wingerter, Geschäftsführerin von „Gemeinsam leben & lernen in Europa“ und Mitorganisatorin des Events, stellte zu Beginn Fragen wie „Kann ich meinen Wohnraum frei wählen?“, „Fühle ich mich willkommen?“ oder „Weiß ich welches Amt für was zuständig ist?“. Wer die Frage mit „Ja“ beantworten konnte durfte stehenbleiben, bei „Nein“ musste man sich setzten. An dieser Stelle viel bereits auf, dass es eine gute Mischung von „Zugereisten“ und „Einheimischen“ im Plenum gab, aber vor allem auch, dass die Antworten nicht immer so ausfielen wie erwartet: Gerade die letzte Frage führte zur allgemeinen Belustigung dazu, dass fast alle im Saal saßen.

Themenschwerpunkt der Tagung war das Leben miteinander, doch gerade das ist nicht immer einfach. Antonia Kreile von der Hochschulgruppe „Gemeinsam leben in Europa“ hat die Tagung mitorganisiert und stellt fest, dass ein harmonisches Miteinander keineswegs selbstverständlich ist. Gerade deshalb war es ihr auch so wichtig nicht nur Projekte für, sondern mit Migranten zu gestalten. Die Tagung selbst ist das beste Beispiel dafür: Gemeinsam mit Antonia hat Amjad Abu Huwaij, ebenfalls von „Gemeinsam leben in Europa“, das Event geplant. Amjad hat dabei eine sehr persönliche Motivation für sein Engagement: Er ist nun seit vier Jahren in Deutschland und möchte das Wort „Flüchtling“ endlich aus seinem Leben streichen. Deshalb setzt er sich gegen Vorurteile und für ein besseres Miteinander ein.

Kompetente Unterstützung erhielt die Tagung von Experten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Zu den Workshops in den Gebieten „Arbeit & Ausbildung“, „Sprache & Bildung“, „Aufenthaltsrecht & rechtliche Beratung“ sowie „Kultur & Begegnung“ und „Wohnen“ kamen u.a. Redner der Regierung Niederbayerns, vom BAMF oder der IHK. Angela Sedlmaier von der Handwerkskammer Niederbayern etwa leitete den Workshop „Arbeit & Ausbildung“ und erhoffte sich vor allem einen direkten Austausch: „Ich möchte, dass mir die Migranten selbst sagen können, was vielleicht schon gut funktioniert und wo es Schwierigkeiten oder Zugangsprobleme gibt.“ Innerhalb ihres Workshops ging es vor allem um Unterstützungsangebote für Betriebe und Migranten während der Ausbildung.

Die Tagung an der Universität Passau endete mit verschiedenen Konzepten und Lösungsvorschlägen der einzelnen Workshops. So präsentierte etwa der Workshop „Wohnen“ den Ansatz, dass Kurse von der Caritas angeboten werden könnten, um die potenziellen Mieter über Verhaltensweisen in Deutschland aufzuklären. Der Workshop „Rechtliche Beratung“ möchte in Form einer Dokumentation versuchen Menschen ohne Bleibeperspektive eine Stimme zu geben. Insgesamt hat die Tagung ihrem Titel alle Ehre gemacht und gezeigt, wie eine gelungene Zusammenarbeit  für eine Zukunft miteinander aussehen kann.