„Es hat nie jemand etwas verändert, indem er so war wie andere.“

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Janina Lambrich Ressortleiterin Gesellschaft

Wir befinden uns im 19. Jahrhundert in New York. Phineas Tylor Barnum, verkörpert von „Wolverine“-Darsteller Hugh Jackman, wächst als Sohn eines Schneiders unter ärmlichen Verhältnissen auf. Das Leben am Existenzminimum und die Verachtung der Oberschicht halten ihn jedoch nicht von seinen „Millionen Träumen“ auf ein besseres Leben in der Zukunft ab. Er heiratet seine Jugendliebe Charity (Michelle Williams) aus reichem Hause und will ihr und den gemeinsamen Töchtern ein wohlhabendes Leben ermöglichen.

Nach dem Verlust seines Jobs nimmt er kurzerhand einen Kredit auf und stellt ein Kuriositätenkabinett auf die Beine. Randgruppen der Gesellschaft, unter anderem ein kleinwüchsiger Napoleondarsteller und eine bärtige Sängerin, haben im Zirkus des „Greatest Showman“ zum ersten Mal die Chance zu zeigen, wer sie sind, und was sie können.

„Jeder ist besonders, und keiner ist wie der andere. Darum geht es in meiner Show.“

Der Zirkus feiert große Erfolge in der Arbeiterklasse, wird jedoch von den Reichen und Berühmten als Schwindel und Betrug entwertet. Um auch die Akzeptanz der Adelsschicht zu erlangen, stellt Barnum den erfolgreichen Dramatiker Phillip Carlyle (Zac Efron) an, der unter den Konventionen der Elite leidet. Dieser findet große Freude an der Show und verliebt sich entgegen der gesellschaftlichen Akzeptanz in die farbige Trapezkünstlerin Anne Wheelier (Zendaya).

Barnum will immer höher hinaus, wird übermütig und vergisst seine Prinzipien. Die Zirkusgruppe wird unwichtig und erhält anders als er selbst keinen Zugang zur schillernden Welt der Elite. Die Familie wird für die Promotion einer schwedischen Opernsängerin (Rebecca Ferguson) in der Heimat zurückgelassen. Doch der große Reichtum und die gesellschaftliche Anerkennung machen den Showmaster gar nicht so glücklich wie erwartet.

Wer The Greatest Showman besucht, muss mit dem charakteristischen Kitsch eines Musicals rechnen aber auch mit spektakulären Szenen für Auge und Ohr. Hugh Jackman verkörpert den Tatentrang und Optimismus seiner Rolle authentisch und auch der Rest der Besetzung liefert sehr gute Arbeit. Regisseur Micheal Greacy inszeniert das Ganze mit Hilfe von spektakulären Kameraeinstellungen, fein ausgearbeiteten Computeranimationen und einem tollen Szenenbild. Der Zuschauer hat ein Stückweit das Gefühl, selbst im Theater zu sitzen.

Die Filmmusik der Oscar-Gewinner Benj Pasek und Justin Paul (La La Land) überzeugt erneut mit eingängigen sowie berührenden Songs, welche die Stimmung des Filmes transportieren und auch über den Kinobesuch hinaus im Ohr bleiben. Der Song „This is me“ wurde bereits mit einem Golden Globe Award ausgezeichnet.

Die Filmhandlung orientiert sich an dem Werdegang des P. T. Barnum und greift einige historische Ereignisse dessen Lebens auf. Wer jedoch eine faktentreue Autobiografie des Zirkuspioniers erwartet wird hier enttäuscht. Die zwielichtigen Seiten Barnums, welcher sowohl sein Publikum als auch seine Darsteller hinters Licht führte, kommen im Film kaum zu Geltung.

Das Musical vermittelt eher wie es sein sollte: Dass jeder Mensch so akzeptiert werden soll, wie er ist und dass sich niemand von der Meinung anderer einschränken lassen sollte.

„Die Grenzen dessen, was wir sein können, setzt allein unsere Phantasie.“

Dies ist zwar keine neue Erkenntnis aber gerade in Zeiten von Donald Trump und neu entflammten Debatten über kulturellen und sozialen Fortschritten umso präsenter. Die Kritik an den politischen Begebenheiten hätte in The Greatest Showammn allerdings ein wenig kühner zur Geltung kommen können. Die Schicksale der einzelnen Artisten gehen zwischen den aufwändigen Inszenierungen leider ein wenig unter.

Trotz einiger Kritikpunkte ist The Greatest Showman für Musicalfans ein absolutes Muss, denn dieser Film macht Spaß, ist mitreißend und vermittelt einen gewissen Zauber. Er hinterlässt bei seinen Zuschauern nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch eine Menge Ohrwürmer.