Das stille Sterben unserer Studiengänge

Schon seit längerem kursierten Gerüchte, doch jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die Universitätsleitung plant, weitere vier Masterstudiengänge einzustellen. – Ein Kommentar.

Pünktlich zu Beginn der Prüfungsphase und kurz vor dem Ende des Semesters, wenn der gemeine Passauer Student seine Hirnkapazität paritätisch zwischen prokrastinativem Bulimielernen und ersten Urlaubstagträumen aufteilt und wenig anderes im Sinn hat, weist unsere Präsidentin die gesamte Leitungsebene an, ab dem nächsten Wintersemester die Abschaffung der Master einzuleiten.

Konkret betrifft es die Studiengänge „Master Geschichte“, „Master Text- und Kultursemiotik“, „Master North and Latin American Studies“ und „Master Russian and East Central European Studies“.

Der Zeitpunkt ist sicher kein Zufall, auch die unterbliebene öffentliche Bekanntgabe zielt darauf ab, so wenig Widerstand wie möglich von Seiten der Studierenden zu provozieren. Der bleibt allerdings nicht aus: Wie einige von euch sicher schon bemerkt haben, gehen in Vorlesungen und Seminaren Unterschriftenlisten herum, die Hochschulgruppen der betroffenen Studiengänge freuen sich über eure Unterstützung und sind gerne Ansprechpartner, wenn ihr Ideen, Kontakte und Lust habt, euch  gegen die Dezimierung der Vielfalt der Lehre stark zu machen.

Denn das sollte allen Studierenden klar sein, die sich mit vermeintlichen Orchideenfächern der Philosophischen Fakultät nicht unbedingt identifizieren können: Wenn angebliche Kleinststudiengänge, in die aktuell übrigens zusammen 78 Personen eingeschrieben sind, wegen ihres vermeintlich unverhältnismäßigen Aufwands und ihres geringen ökonomischen Nutzens abgesägt werden, wird dies auf lange Sicht nicht nur die dauerattackierte Philofakultät betreffen. Jede der anderen Fakultäten hat Kleinststudiengänge, und jeder dieser Studiengänge wird angesichts solcher Bewertungskriterien früher oder später auf der Kippe stehen.

Mit anderen Worten: Beschneidet man die Vielfalt unserer Studienlandschaft, geht uns das alle an, wenn wir nicht auf Dauer nur noch Kuwis, Lehrämtlern und Juristen auf dem Campus begegnen oder für einen Master quer durchs halbe Bundesgebiet umziehen möchten.

Die Uni Passau hat eine lange Tradition, was die Fülle unserer Studienmöglichkeiten angeht, und betont das auch sehr gerne medientauglich – dafür verantwortlich, dass das Ganze nicht in eine farblose Massenabfertigung ausartet, sind wir Studierenden selber, von und für uns lebt die Universität.

In dieser Woche sind Hochschulwahlen – auch, wenn die Temperaturen, die Prüfungen und die Innwiese und tausend andere Dinge anstehen, die wir alle viel lieber machen möchten, solltet ihr im eigenen Interesse ein paar Minuten abknipsen. Ob ihr eure gewählten Studierendenvertreter ansprecht, Parteien wählt, die das Thema auf ihrer Agenda haben, das E-Mail-Postfach der Präsidentin überquellen lasst (sie freut sich ganz bestimmt über den engen Austausch mit den Studierenden), oder einfach nur darüber redet, so oft und laut wie möglich – macht Irgendetwas davon.

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