Cups von Dean Hochman (CC BY 2.0)

Aus der Vodka-O-Woche eines Quietschies

Oh ja, es war wieder soweit. Das neue Semester hat begonnen und somit irren auch wieder ganz viele Erstsemestler oder wie sie hier an der Uni Passau liebevoll genannt werden, Quietschies, durch die Stadt. Die Qual der Wahl nach dem Abi, was nun zu tun sei, endete bei mir mit dem Studium und somit dem Dasein als Quietschie.
Dass mit dem Studium der Ernst des Lebens beginnt, sei mal dahingestellt. Klar muss man sich um viele Dinge kümmern, die früher in Hotel-Mama kein Thema waren, aber es gibt im Grunde nichts Schöneres, als zum Beispiel Nudeln in der Pfanne zu kochen, weil man vergessen hat einen Topf mitzubringen oder sich anschließend mit Duschgel die Hände zu waschen, weil man keine Seife gekauft hat.
Am Montag den  4. April hieß es dann: „Willkommen zur O- Woche!“. In dieser harmlos ausgedrückten „Orientierungswoche“ geht es hauptsächlich darum sich gut einzuleben bzw. primär sich zu betrinken. Kurz und knapp: Meine O- Woche wurde somit eher zur Vodka-O-Woche. Zu einer sehr humanen Zeit (10 Uhr) war schließlich die Einführungsveranstaltung am Montag, wo es erstmal eine Plastiktasche mit Werbung über Werbung, aber auch nützlichen Infos gab. Wie ein Roboter hieß es also: Alles Brauchbare herausfiltern, den Rest in die Tonne. Ich war natürlich wie immer zu spät und schlich mich in den Hörsaal im Audimax. Toll, gleich mal das Gefühl von allen beobachtet zu werden. Naja, einfach hingesetzt und so getan als wäre nichts gewesen. Schließlich wurden auch noch andere beim Platz suchen und quietschen beäugt. Als alle Quietschies im Hörsaal 10 versammelt waren, meinte einer der Dozenten: „Lassen Sie sich ruhig Zeit mit ihrem Studium, die meisten Studierenden studieren viel zu schnell…“. Okay, der Ernst des Lebens und so. Am Ende habe ich gleich mal einen Anfängerfehler gemacht und geklatscht statt geklopft.

Nichts ahnend schaue ich das Programmheft durch und finde hauptsächlich für die Abendstunden Programm: Kneipenbummel, Party, Sektempfang, Freibier … Nicht schlecht. Die ein oder andere Infoveranstaltung war zwar auch dabei, aber das meiste für Lehramt und Master. Als MuK-Erstie wird man eher ans anstehende Studium gewöhnt. Zunächst mussten noch einige Hieroglyphen dekodiert werden: SpuTe,HiKu, WiWi,KuwiES, MANoLAS, NK, ein c.t. und s.t. hinter einer Uhrzeit? Doch schon nach wenigen Tagen hatte ich den Durchblick. Kurzum: Die Orientierungswoche hat ihren Zweck voll und ganz erfüllt: Man lernt neue Leute kennen, bekommt Hilfe beim Stundenplan erstellen (oh ja, das muss man an der Uni selber machen, der wird leider nicht mehr von der Lehrkraft ausgeteilt), findet sich ein bisschen zurecht und trainiert vor allem seine Leber.

Was mich am meisten überrascht hat, war dennoch die Tatsache, dass es den Quidditch Kurs, von dem Faktastisch neulich gepostet hat, wirklich gibt. Es gibt also tatsächlich Leute, die sich ne Stange zwischen die Beine klemmen und einen Schnatz jagen, welcher wiederum ein Tennisball in einer Socke ist, den sich jemand in die Hose steckt. Der andere willkommene Umstand ist, dass die Uni Passau eine eigenen Kneipe hat, in der man sich auf ein oder auch mehrere  „Feierabendbierchen“ treffen kann. In jedem Falle sehen lassen kann sich die Innwiese, wo tatsächlich gegrillt und der Kasten gekillt wird nach einem harten Vorlesungstag oder auch einfach zwischendurch.

Zum Wohnen: Auch hier hat man zahlreiche Möglichkeiten. Ich habe mich jedoch für eins der Wohnheime vom Studentenwerk entschieden. Die Bräugasse kann ich nur wärmstens empfehlen. Mit einer Toplage an der Ortsspitze und ebenfalls einem Sektempfang, kann man sich hier als Quietschie wunderbar einleben.  Es ist auch relativ sauber und ich musste bis jetzt noch nicht die TK-Pizza von meinem Vorgänger aus der Mikrowelle Kratzen. Klar findet sich mal die ein oder andere Nudel oder Pommes im Abfluss, aber das macht es wohl auch authentisch.

Der Hausmeister ist sehr pflichtbewusst und klingelt euch gerne um halb 9, nach einer Cubana Nacht, aus den Federn, um im Badezimmer zu bohren, falls das Gebrumme im Kopf noch nicht ausreicht.  Wenn man denkt, es genüge sich einfach schlafend zu stellen, schließt er sich nach einer weiteren Minute Sturmklingeln auch kurzerhand selbst die Tür auf.  Alles im Service mit inbegriffen. Bald wurde ich auch über die sagenumwobene „Bank“ am WiWi Gebäude, an der ich jetzt auch nicht mehr ohne Grinsen vorbeilaufen kann, den Ruf des „Frizz“, sowie dass ich eigentlich gar nicht Medien und Kommunikation, sondern eher Malen und Klatschen studiere und was es mit Jodel auf sich hat, aufgeklärt.
Abschließend kann ich sagen, dass ich es (bis jetzt) auf keinen Fall bereue nach Passau gekommen zu sein, und dass durch die Quietschie Phase – in der man 24/7 verkatert ist, sich hundert mal verläuft, nachfragt ob man mit dem CampusCard nun wirklich im REWE bezahlen kann und eben quietscht, -jeder mal durch muss und es auf jeden Fall eine lustige Zeit ist.

 

Beitragsbild: Copyright – Cups von Dean Hochman (CC BY 2.0)