Amphitryon (links) trifft auf seinen göttlichen Doppelgänger.
Amphitryon (links) trifft auf seinen göttlichen Doppelgänger.

Amphitryon: Bin ich ich – und wenn ja, wie viele?

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Da kann es noch so viele alternative Fakten und postfaktische Gesellschaften geben, eine Überlegung konnte und kann immer Gültigkeit beanspruchen: „Ich bin ich“. Oder doch nicht? Was passiert, wenn selbst an dieser Gewissheit Zweifel aufkommen, zeigt die Theatergruppe Spielsucht dieses Semester mit Heinrich von Kleists Tragikomödie Amphitryon.

Ach, man hat’s nicht leicht als Obergott. Immer hört man dieselben Gebete, bekommt die gleichen Opfergaben des Menschenvolkes, das einen im nächsten Moment eh schon wieder vergessen hat. Ok, ab und an kann man ein paar Donnerblitze auf die Erde schicken, aber sonst – ist’s ziemlich öde. Denkt sich der Göttervater Jupiter wohl auch in Kleists Amphitryon.

Dem Donnergott (gespielt von Uli Gschwendtner) fehlt die Liebe im Olymp. Also der Sex. Linderung verspricht Alkmene (Dilara Willmann), die schöne Gattin des thebanischen Feldherrn Amphitryon (Moritz Trostmann), der derzeit noch im Feldzug gegen die Athener weilt. Jupiter nutzt die Abwesenheit des Kriegsherrn und verbringt, getarnt als Doppelgänger Amphitryons, eine Liebesnacht mit der ahnungslosen Alkmene. Als nun der echte Gatte siegreich zurückkehrt, beginnt das Verwirrspiel der Identitäten.

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Schlichte Kulisse, hervorragende Darstellerleistung

Problemlos meistert das Ensemble unter der Leitung von Hannah Direktor das anspruchsvolle Stück. Das Bühnenbild ist einfach: Eine Bank und eine mit Säulen dekorierte Tür als Eingang zu Amphitryons Haus – mehr braucht es nicht, spielen die Darsteller ihre Rollen doch umso überzeugender.

Amphitryons Ratlosigkeit wandelt sich schnell in Zorn und Rachegelüste. Moritz Trostmann stellt den um Frau und Name Betrogenen hervorragend und besonders ausdrucksstark dar. Ganz anders, aber nicht minder gut, ist Uli Gschwendtner als dessen göttlicher Kontrahent. Er spielt den Jupiter leise und zweifelnd, sodass er, im vergeblichen Streben um Alkmene, überhaupt nicht göttlich, sondern sehr menschlich wirkt. Die zutiefst verunsicherte und ins Gefühlschaos gestürzte Alkmene wiederum verkörpert Dilara Willmann äußerst glaubhaft.[/vc_column_text][vc_gallery interval=“0″ images=“11540,11538,11539″ img_size=“large“][vc_column_text]

 Identitätsklau im Doppelpack

Dabei ist Amphitryon nicht der einzige, der mit Doppelgänger-Problemen zu kämpfen hat. Sein Diener Sosias (Franz Xaver Leonhard) trifft ebenfalls auf sich selbst: Saturns göttlicher Begleiter Merkur (Florian Neumaier) hat dessen Gestalt angenommen. Mit stechendem Blick, boshafter Zunge und stets zum Schlag bereiten Arm treibt Neumaier als Merkur seine diabolischen Scherze mit dem bemitleidenswerten Sosias und dessen ansonsten sehr selbstbewussten Frau Charis (Anné Murrer).

Spielsucht bringt mit Amphitryon eine launige, aber nie in Klamauk abdriftende Verwechslungs-Geschichte auf die Bühne. Es ist ein lohnenswerter Schauspielabend, vom zu Beginn ausgerufenen „Heda!“ Sosias bis zum finalen „Ach!“ Alkmenes.

Aufführungen finden noch am heutigen Donnerstag, am Freitag und am Samstag statt, jeweils um 20:30 im ITZ 017. Karten gibt es an der Abendkasse, Reservierungen sind über die Facebook-Seite von Spielsucht möglich.

Autor: David Liewehr[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]